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Feuerlöschwesen

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Für das 16. Jahrhundert sind mehrere verheerende Brände in Wiesbaden überliefert. Die häufig nahezu wirkungslosen Löschgeräte bestanden aus Leder- und Stroheimern, aus Feuerpatschen und Feuerhaken. Gemäß den damaligen Feuerordnungen war jeder Bürger verpflichtet, bei Ausbruch eines Brandes das Feuer zu »beschreien«, d. h. der Ruf »Feuer, Feuer« sollte weitergegeben werden. Die Nachtwächter hatten auf die Vorgänge in der Stadt zu achten und jede halbe Stunde zum Zeichen ihrer Wachsamkeit die Uhrzeit zu blasen. Die Wiesbadener Feuerlöschordnung (erneuert) vom 21.07.1692 ist das älteste erhaltene Dokument die Feuerbekämpfung betreffend. Fürst Georg August Samuel zu Nassau-Idstein erklärte 1707 die Anschaffung einer Feuerspritze für absolut notwendig; in einem Brandbericht von 1765 ist dieses Gerät für Wiesbaden denn auch dokumentiert. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Frage nach einem geregelten Schadensersatz in Brandfällen immer dringlicher. Den Brandgeschädigten zu helfen, indem man den Schaden auf viele Schultern verteilte, war das Ziel deutscher Fürsten, als sie »Brandassekuranzen« schufen. Damals waren alle Bürger zum Löschdienst verpflichtet. Auf diese Weise entstanden »Pflichtfeuerwehren«. Der dortige Dienst wurde aber zumeist nur nachlässig und mit Widerwillen versehen. Zwang und Strafe halfen diesem Zustand kaum ab.

Erst das Revolutionsjahr 1848 brachte hier einen grundlegenden Wandel. Die Bürger nahmen das Feuerlöschwesen selbst in die Hand und gründeten 1850 die erste freiwillige Feuerwehr Wiesbadens. 1870 konnte mit der Errichtung der allgemeinen Wasserversorgung in Wiesbaden auch die Feuerwehr mit Wasser aus Leitungen versorgt werden. 339 Unterflurhydranten waren im Stadtgebiet für Feuerlöschzwecke verteilt. Ab 1888 erfolgte die Einführung der Tagwache, besetzt mit der »Schusterfeuerwehr«, die während der Wachzeit ihr Handwerk auf eigene Rechnung ausüben konnte. Die Nachtwache übernahmen in der Regel Bauhandwerker, die tagsüber in ihrem Beruf tätig waren. Es erfolgte 1888 die Inbetriebnahme der ersten Feuermeldeanlage mit öffentlichem Feuermelder im alten Rathaus. Am 02.10.1901 zog die Freiwillige Feuerwehr in die neue Feuerwache in der Neugasse ein.

1903 erfolgte die Gründung der Berufsfeuerwehr, die vorläufig auch den Transport von Verletzten übernahm. Vier neue Fahrzeuge (Gasspritze, Universallöschwagen, Drehleiter und Dampfspritze – Pferdezug) wurden 1904 in den Dienst gestellt. Die Berufsfeuerwehr hatte 1909 einen Personalbestand von 65 Mann. 1914 wurde die erste »Automobilspritze« angeschafft. Die Motorisierung der Feuerwehr war in den 1920er-Jahren weitgehend abgeschlossen, Pferde schieden 1923 endgültig aus dem Dienstbetrieb aus. 1851 wurde auch in der Stadt Biebrich eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Ihr folgten zwischen 1866 und 1935 sämtliche Vororte. Mit den Eingemeindungen ging auch die Leitung der Feuerwehr der betreffenden Gemeinden in die Hände der städtischen Berufsfeuerwehr über. Nur der Feuerschutz in Biebrich wurde – wie bereits 1888 in Wiesbaden – durch eine »Schuster-Feuerwehr« gewährleistet. 1938 erfolgte die Umbenennung in »Feuerschutzpolizei«; die Feuerwehr stand nunmehr unter »reichseinheitlicher Leitung«. Das Jahr 1939 markierte den Beginn des organisierten Luftschutzes. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurde 1943 der Unfall- und Krankentransport von der Berufsfeuerwehr getrennt und dem Roten Kreuz übergeben. 1945 wurde die Feuerwache 2 in Biebrich durch einen Fliegerangriff schwer beschädigt. 1946 führte man den Funksprechverkehr bei der Feuerwehr ein und rief 1956 zur Prävention von Bränden die Abteilung »vorbeugender Brandschutz« ins Leben. 1965 wurde die neue Feuerwache am Kurt-Schuhmacher-Ring 16 bezogen.

Für den Feuerschutz auf Rhein und Main stellte die Feuerwehr 1971 eine Tauchergruppe von 14 Beamten auf; seit 1989 steht ein Feuerlöschboot zur Verfügung. Die technische Ausrüstung der Feuerwehren wurde kontinuierlich ausgebaut. Mitte der 1970er-Jahre stand der Feuerwehr z. B. die erste rollende Kommandozentrale zur Verfügung, zu der u. a. ein Großtankfahrzeug mit einem Fassungsvermögen von 6.000 l Wasser und 1.000 l Schaummittel gehörten.

Wiesbaden verfügt heute über eine, nicht nur in der Brandbekämpfung, sondern für vielfache Hilfeleistungen ausgerüstete und ausgebildete Berufsfeuerwehr mit ca. 280 Beamten (Stand 2015). Davon sind etwa 260 im Einsatzdienst. Drei Feuerwachen sind rund um die Uhr besetzt. Jeder Wiesbadener Stadtbezirk hat zusätzlich eine Freiwillige Feuerwehr, insgesamt sind es ca. 600 Feuerwehrfrauen und -männer. In den Feuerwachen und Gerätehäusern sind rund 120 Einsatzfahrzeuge stationiert. Branddirektoren waren: Christian Zollmann (1861–1871), Hermann Scheurer (1871–1905), Johann Stahl (1903–1920), Emil Diel (1920–1945 und erneut 1950–1953), Felix Rauschning (1945–1947), Albert Noehl (1947–1950), Kurt Möbius (1953–1968), Franz-Anton Schneider (1968–1979), Willi Döbbemann (1979–1995), Harald Hagen (1995–2012), Harald Müller (seit 2012).

Literatur

Sack, Georg: Die Wiesbadener Feuerwehr in Vergangenheit und Gegenwart. 100 Jahre Berufsfeuerwehr Wiesbaden 1903–2003, 2. überarb. Aufl., Mainz-Kastel 2003.