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Fasanerie, Tier- und Pflanzenpark

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Die Geschichte des Tier- und Pflanzenparks Fasanerie reicht bis 1744 zurück, als Fürst Karl zu Nassau-Usingen hier eine Fasanenzucht zu Jagdzwecken errichten ließ. Zwischen 1744 und 1749 entstanden das heute noch vorhandene Herren- oder Jagdhaus sowie verschiedene Nebengebäude. Mit der Anfertigung der Baupläne wurde der fürstlich-nassauische Baumeister Friedrich Joachim Stengel beauftragt. Die Gebäude wurden in schlichtem Barockstil gestaltet, verfielen jedoch allmählich, nachdem Fürst Karl-Wilhelm zu Nassau-Usingen im Jahr 1777 auf der Platte bei Wiesbaden ein Jagdhaus errichten ließ.

Seit 1815 diente die Fasanerie als »Pflanzgarten« für die Aufzucht von Bäumen, die für Nachpflanzungen und die Neukultivierung in den Waldungen des Forstamtsbezirks Idstein gedacht waren. Der Wiesbadener Medizinalrat Wilhelm Zais machte 1844 darauf aufmerksam, dass die Fasanerie der aufstrebenden Kurstadt als Ausflugsziel dienen könnte. Schon seit 1834 konnte man hier Getränke und einen kleinen Imbiss bekommen. Spaziergänge zur Fasanerie wurden immer beliebter, ein Reiseführer empfahl 1868 mehrere Wege dorthin. Im selben Jahr war die Fasanerie dem neu geschaffenen preußischen Oberforstbezirk Wiesbaden zugeschlagen worden. Am 26.08.1869 wurde auf dem weiten Gelände zwischen Klarenthal und der Fasanerie das erste Wiesbadener Pferderennen abgehalten. Beim zweiten Rennen im Jahr 1871 war der nachmalige König Eduard VII. von Großbritannien unter den Zuschauern. 1875 begann man, mit der Anpflanzung exotischer Nutzhölzer zu experimentieren. Das Gelände blieb ein beliebtes Ausflugsziel; auch der Ausschank wurde weiterhin betrieben. Der Park stand allerdings dem Publikum nur mit Einschränkungen offen. Dies gab schließlich den Anstoß zum Kauf des Geländes durch die Stadt Wiesbaden. Am 01.07.1912 kam es zum Vertragsabschluss. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Fasanerie landwirtschaftlich genutzt. Bald erwachte das Bewusstsein für den Wert des Baumbestandes: Im Juni 1935 legte der Nassauische Verein für Naturkunde einen Naturlehrpfad an, der an der Fasanerie endete; die exotischen Bäume wurden mit Tafeln versehen, »die auf das Besondere der jeweiligen Pflanze hinweisen«. Der Verein unternahm zudem Anstrengungen, um die Fasanerie unter Naturschutz stellen zu lassen. Im Zweiten Weltkrieg bei einem Bombenangriff beschädigt, wurden Haus und Stallungen erst 1950 wieder in Stand gesetzt.

Den Anstoß für die Gründung des Tierparks gab dann der Wiesbadener Kur- und Verkehrsverein. Die Stadtverordnetenversammlung beschloss 1954, das völlig verwilderte Areal in einen Tier- und Pflanzenpark umzuwandeln. Am 31.03.1955, dem Tag des Baumes, wurde der neue Tier- und Pflanzenpark eröffnet. Seit 1995 besteht der »Förderverein Fasanerie Wiesbaden e.V.«. Sein Anliegen ist es, ein attraktives Erholungs- und Freizeitgelände zu erhalten, wo Menschen rund 250 Wild- und Haustiere so »naturnah« wie möglich erleben können.

Literatur

Büttner, Ingeborg; Kilian, Ulla: Der Tier- und Pflanzenpark Fasanerie in Wiesbaden, Wiesbaden 1980.

FAZ, 07.10.2005.

Tier- und Pflanzenpark Fasanerie Wiesbaden. Geschichte des Parks von der Fasanenaufzucht zum naturpädagogischen Zentrum. Hrsg.: Tier- und Pflanzenpark Fasanerie, Naturpädagogisches Zentrum, Wiesbaden 2005.

Jagdschloss der Fasanerie, 1978 wiesbaden.de/ Stadtarchiv Wiesbaden, F001-3127, Urheber: Joachim B. Weber
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