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Europa auf dem Stier

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Gestalterischer Schwerpunkt der Reisinger- und Herbert-Anlagen vor dem Hauptbahnhof ist die monumentale Großplastik der Europa auf dem Stier. Der 150 t schwere Koloss aus Muschelkalk wurde 1937 von dem Stuttgarter Bildhauer Joseph Ludwig Spiegel (1885–1957) geschaffen und befindet sich am Ende eines Plattenweges, der am Rand eines großen Bassins verläuft.

Der griechische Mythos von Göttervater Zeus, der in Liebe zu der Königstocher Europa entbrennt, ihr in Gestalt eines Stieres erscheint und sie, als sie sich dazu verleiten lässt, sich auf seinen Rücken zu setzen, nach Kreta entführt, wird auch in der nahen Wandelhalle auf einem Wandgemälde von Karl Otto Hy nach dem Entwurf von Arnold Hensler wieder aufgegriffen und auf einer Schrifttafel erklärt. Spiegel war 1930 mit der Errichtung eines Kriegerdenkmals in Rüsselsheim beauftragt worden und kam vermutlich durch Wilhelm von Opel in Kontakt zu Wiesbaden und zu den Auftraggebern der Reisinger- und Herbert-Anlagen.

Das Monument mit der anmutig auf dem mächtigen Körper des Stiers positionierten Europa hat auch heute noch nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt. Die antike Thematik der von Zeus in Gestalt eines Stiers geraubten jungfräulichen Europa erfreute sich in den 1930er- und 1940er-Jahren großer Beliebtheit. Im Wiesbadener Kontext sollte Europa als Zeichen für die Weltoffenheit der Kurstadt gelten.

Literatur

Sigrid Russ, Bearb., Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Wiesbaden I.2 – Stadterweiterungen innerhalb der Ringstraße. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Stuttgart 2005 [S. 118 f.].