Eisenzeit
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Die ältere (Hallstattzeit, 800–450 v. Chr.) und die jüngere Eisenzeit (La-Tène-Zeit, 450 v. Chr. – um Christi Geburt) sind in unseren Breiten mit dem Begriff der Kelten verbunden. Das keltische Kernland bildete ein Gebiet vom östlichen Frankreich bis Österreich und von der Schweiz bis in die südliche Hälfte Deutschlands. Die Namen gebende Eisenverarbeitung tritt an der Wende Urnenfelderzeit/Hallstattzeit erstmalig in Europa auf. Das Eisen war als das wertvollste Metall zunächst reines Ziermetall als Einlage in Bronzegegenständen. Geräte und Waffen werden zunehmend aus Eisen hergestellt, Schmuck und Metallgeschirr sind weiterhin aus Bronze. Die Gewinnung und Verarbeitung des neuen Metalls ist insofern eine neue Technologie, als Eisen nicht wie Kupfer und auch Bronzen (natürliche Kupferlegierungen) gediegen vorkommt, sondern aus Erz eines völlig anderen Charakters (bei uns Limonit oder Hämatit) bei hoher Temperatur erschmolzen werden muss. In der Eisenzeit wurden zum ersten Mal Gefäße mit Hilfe der Töpferscheibe hergestellt; vorher wurde Keramik »frei Hand« geformt.
Die Kenntnisse über die Eisenzeit in Hessen sind in jüngerer Zeit durch die Grabungen auf dem Glauberg und in der Saline von Bad Nauheim erweitert worden. Die Jahrhundertfunde aus den Fürstengrabhügeln vom Glauberg zeigen eine so hohe Kulturentwicklung in der Eisenzeit, wie sie für unser Gebiet nicht erwartet worden war, da es bisher als randlich zum keltischen Kernland gelegen bewertet wurde. Die Funde belegen Beziehungen zum Mittelmeerraum. Von den Siedlungen im flachen Land wissen wir recht wenig. Die wenigen bekannten Häuser der Kelten in unserem Bereich sind klein (4x6 m) und wirken ärmlich. Unser Wissen ist durch die Römer aus einer Schlussphase der keltischen Kultur überliefert; die keltischen Götter treten uns in römischem Gewand entgegen. Bei den bildlichen Darstellungen wird immer das Vorwissen des Betrachters bei der Interpretation eine Rolle spielen. Ganz vorsichtig können wir sagen, es habe eine recht hohe Form von Polytheismus geherrscht. Das Verbrennen der Toten wird allgemein als Glaube an ein geistiges/seelisches Dasein gedeutet, da durch das Verbrennen die Seele aus dem Körper befreit wird. In eine ähnliche Richtung geht die hohe Verehrung des Kopfes, die sich in vielen Kopfdarstellungen auf Stelen, Gefäßen und Gebäuden manifestiert. Tempel sind erst aus einer Zeit bekannt, in der man sie eindeutig dem römischen Einfluss zuschreiben muss. Die Kelten verschwinden um Christi Geburt. Wie, wohin und warum wissen wir nicht. Die Römer treten als neue Macht auf und beginnen mit der Eroberung des Raumes nördlich der Alpen. Damit ist zwar die Eisenzeit nicht de facto beendet, die folgenden Epochen werden jedoch von Archäologen und Historikern nach anderen Kriterien unterteilt und benannt.
Die in den Kapiteln Steinzeit und Bronzezeit erwähnten Grabhügelfelder im Raum Wiesbaden enthalten auch Bestattungen der Eisenzeit. Die drei kleineren Hügelgruppen im »Ruhehaag«, im »Kohlheck« und bei der Fasanerie scheinen überwiegend der Hallstattzeit anzugehören. Ein einziger Hügel bei der Fasanerie mit reich ausgestattetem Grab wurde sicher in der frühen La-Tène-Zeit errichtet. Eisenzeitliche Höhensiedlungen, deren zu Wällen zerfallene Befestigungsmauern imposante Geländedenkmäler darstellen, sind in der Umgebung Wiesbadens anzutreffen. Im Stadtgebiet einschließlich der Stadtteile kann nur für die Befestigung auf dem Kellerskopf in Naurod eine eisenzeitliche Datierung vermutet werden. Weitere in der Literatur genannte »Ringwälle« sind zum Teil schon nicht mehr vorhanden, wie etwa der von Carl August von Cohausen beschriebene, zu seiner Zeit nur noch einen Fuß hohe Wall auf dem Würzberg, bei anderen ist sogar strittig, ob es sich jemals um echte Befestigungsbauten, aus welcher Zeit auch immer, gehandelt hat.
Literatur
Herrmann, Fritz-Rudolf; Jockenhövel, Albrecht (Hrsg.): Die Vorgeschichte Hessens. Archäologie und Paläontologie, Stuttgart 1990.