Cuntz, Friedrich
Cuntz, Friedrich
Arzt
geboren: 10.11.1852 in Heidelberg
gestorben: 30.04.1910 in Wiesbaden
Artikel
Nachdem Cuntz während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 als Gehilfe seines Vaters Verwundete im Elsass gepflegt hatte, nahm er ab 1872 in Heidelberg, Greifswald und Göttingen ein Studium der Medizin auf, das mit der Promotion abschloss. Es folgte der Militärdienst als Arzt in Kiel 1878, weitere Studien führten ihn nach Wien, Dresden und London, ehe er sich in Wiesbaden niederließ.
Hier unterhielt er eine sehr gefragte Praxis. Außerdem war er als Armenarzt tätig und kannte die schlechten hygienischen und gesundheitlichen Verhältnisse in Wiesbadens Wohngegenden für Arme. Durch seine Untersuchungen an Wiesbadener Volksschulen nach Ausbruch einer Krätzeepidemie erkannte er die Notwendigkeit zur Einrichtung eines Schulärztlichen Dienstes, den er mit Stadtrat Friedrich (Fritz) Kalle auf den Weg brachte. Der Magistrat beschloss 1896 dessen Einführung, zunächst in Form einer ärztlichen Nebentätigkeit.
In verantwortlichen Positionen nationaler und internationaler Vereinigungen wirkte Cuntz für eine Vereinheitlichung der schulärztlichen Tätigkeit. Er wurde zu einem Verfechter des schulärztlichen Dienstes als hauptberuflicher ärztlicher Tätigkeit und forderte eine Weiterentwicklung der bloßen Diagnose gesundheitlicher Defekte bei Kindern zu deren systematischer Behandlung, die er aber nicht als Aufgabe der Schulärzte ansah. Er verfocht eine auch für unvermögende Kinder mögliche freie Arztwahl und die Notwendigkeit fürsorgender Maßnahmen zur Hebung der Volksgesundheit.
1907 wurde Cuntz zum Sanitätsrat ernannt; er erhielt den Roten Adler-Orden und das Militärdienstkreuz. Cuntz liegt auf dem Nordfriedhof begraben. Der Grabstein ist mit einem Basrelief versehen, das ihn in antiker Pose als Arzt zeigt, der zwei Kindern Medizin reicht.
Literatur
Zeitschrift für Schulgesundheitspflege, VIII. Jahrgang 1910 [S. 433 ff.].
Maser, Wolfgang: 100 Jahre für die Gesundheit der Kinder – Der schulärztliche Dienst in Wiesbaden von 1896 bis 1996, Wiesbaden 1996.