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Escherich, Mela

Kunsthistorikerin, Schriftstellerin

Mela Escherich, geb. Welzhofer

geboren: 31. Januar 1877 in München
gestorben: 26. September 1956 in Wiesbaden


Details

Mela Escherich, deren Vorname eigentlich wie der ihrer Mutter Emilie lautete, war die Tochter des Historikers Heinrich Welzhofer und der Schriftstellerin und Redakteurin Emilie Escherich. Wie diese publizierte sie unter deren Mädchenname Escherich.

In Wiesbaden trat Mela Escherich zunächst als Autorin der „Nassovia“ hervor, der „Zeitschrift für nassauische Geschichte und Heimatkunde“, deren erster Jahrgang 1900 erschien. Für diese schrieb sie kurze Berichte über das aktuelle Ausstellungsgeschehen, die in den ersten drei Jahrgängen monatlich unter der Rubrik „Kunstbriefe“ zu finden waren. Mit dem vierten Jahrgang 1903 wurde diese Rubrik eingestellt. Doch schrieb Escherich weiterhin längere Artikel über lokale Kunst und Architektur sowie Gedichte für die Zeitschrift.

1906 erschien in Berlin, in der Reihe „Wissenschaftliche Frauenarbeiten“, ihr erstes nachweisbares Buch „Die germanische Weltanschauung in der deutschen Kunst“. Aus einem Vortragszyklus, den sie im Winter 1906/07 im Kunstsalon Vietor in der Wilhelmstraße gehalten hatte, ging die Publikation „Die Schule von Köln“ (Straßburg 1907) hervor, gefolgt von der Arbeit „Das Kind in der Kunst“ (Stuttgart 1910), in der sie das Thema von der Antike bis in die Gegenwart erörtert.

Ferner publizierte sie bis Mitte der fünfziger Jahre in renommierten kunsthistorischen Reihen und Fachzeitschriften. Dabei erstreckten sich Escherichs Interessengebiete über mehrere Jahrhunderte. Sie reichten vom Mittelalter bis hinein in die Gegenwart. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte lag auf der Malerei und Druckgraphik der deutschen Renaissance. Des Weiteren beschäftigte sie sich mit dem Einfluss der Mystik auf die Kunst und übertrug „Das fließende Licht der Gottheit“, ein Werk der Mystikerin Mechthild von Magdeburg (um 1207 – 1282), ins Neudeutsche (Berlin 1909).

Auch in Wiesbadens Kunstszene war sie präsent. Besonders eng verbunden war sie den hier lebenden Malern Hans Völcker und Alexej von Jawlensky, deren Werke sie außerordentlich schätzte. Nachdem 1908 die vom Nassauischen Kunstverein e.V. betreute Sammlung der Gemäldegalerie neu katalogisiert worden war, wurden laut Jahresbericht 1911/12 Völcker und Escherich mit der Neuordnung der Sammlung betraut. Den seit 1921 wie sie in der Nikolasstraße wohnenden Jawlensky lernte sie womöglich schon 1924 persönlich kennen.

In der Folge publizierte sie immer wieder begeisterte Artikel zu seiner Kunst. Ebenso wurde sie Mitglied der „Vereinigung der Freunde der Kunst Alexej von Jawlenskys“, die 1929 von Hanna Bekker vom Rath gegründet worden war, um dem verarmenden Künstler ein Einkommen zu verschaffen. Zu Escherichs Sammlung gehörten am Ende elf Gemälde und fünf Zeichnungen Jawlenskys, darunter die beiden Werke „Abstrakter Kopf: Bildnis Mela Escherich“ (1927, Catalogue Raisonné, II, 1270) und ein weiterer „Abstrakter Kopf“ mit der rückseitigen Widmung „Für Frl. Mela Escherich in tiefster Verehrung A. v. Jawlensky, 1928“ (circa 1927, Catalogue Raisonné, II, 1271). Eine nach eigener Aussage geplante umfangreichere Publikation zu Jawlensky kam wohl nicht zustande.

Neben ihrem kunsthistorischen Wirken betätigte sich Escherich auch als Kinder- und Jugendbuchautorin und Romanschriftstellerin. In den frühen 1920er-Jahren erschienen zwei Jugendbücher, die „Rheinsagen“ und die „Hessischen Sagen“, von ihr nacherzählt, und in den 1930er-Jahren veröffentlichte sie insgesamt drei Romane: „Das geschiedene Fräulein“, „Der schwarze Domino“ und „Der russische Emigrant“. Nach dem Tod ihrer Mutter zog sie im Frühjahr 1936 von der Nikolasstraße in die Adolfsallee 12.

Noch zu Lebzeiten gerieten Escherich und ihr kunsthistorisches sowie schriftstellerisches Wirken mehr und mehr in Vergessenheit. Sie starb, ohne ein Testament zu hinterlassen und so fielen die Kunstwerke, die sie im Laufe ihres Lebens gesammelt hatte, an den Staat.

Literatur