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Baum, Franz

Maler

Baum, Franz Maximilian

geboren: 14. Januar 1888 in Wiesbaden
gestorben: 6. Mai 1982 in Tegernsee


Details

Franz Baum wurde in der dritten Generation der angesehenen Fabrikantenfamilie Baum geboren. Er war Sohn Hermann Baums senior (1850 – 1914), Teilhaber der Firma Nassauische Leinenindustrie Joseph Maier Baum, und seiner Frau Julia Anna, geb. Bloch (1859 – 1911), einer Konzertpianistin. Und er war der jüngere Bruder des Kunsthistorikers Julius Baum und Cousin des Geschäftsmanns Joseph Baum. Franz Baum besuchte das humanistische "Königliche Gymnasium zu Wiesbaden" am Luisenplatz (Nr. 10) und legte dort im Jahr 1906 die Reifeprüfung ab.

In einem wohlhabenden und musischen Elternhaus aufgewachsen, entschied auch er, wie bereits sein Bruder Julius, nicht in die familieneigene Firma einzutreten und einen kaufmännischen Weg einzuschlagen, sondern seiner Begabung zu folgen und eine künstlerische Laufbahn anzustreben. Von 1908 bis 1910 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, anschließend von Oktober 1911 bis 1914 an der Akademie der Bildenden Künste München. Hier war Baum Schüler des deutschen Impressionisten Heinrich von Zügel (1850 – 1941), eines Gründungsmitglieds des „Vereins bildender Künstler Münchens Secession e.V.“, kurz Münchner Secession. 

Als Offizier und hervorragender Reiter nahm Baum am Ersten Weltkrieg teil und wurde zweimal mit dem Eisernen Kreuz für Tapferkeit ausgezeichnet. Zahlreiche Kriegs- und Pferdestudien entstanden in dieser Zeit und wurden 1919 in Stuttgart ausgestellt, wo sich Baum von schweren Kriegsverletzungen erholte. Er lernte den Anthroposophen Rudolf Steiner kennen und unterhielt Kontakte zum eben gegründeten Bauhaus. Ab 1920 lebte er wieder in München und nahm als Mitglied der Münchner Secession von 1920 bis 1931 mit nur einer Ausnahme 1925 jährlich an deren Ausstellungen im Glaspalast München teil, in den ersten Jahren mit Radierungen und aquarellierten Federzeichnungen, ab 1923 mit Ölgemälden. Des Weiteren studierte er bei Max Doerner (1870 – 1939) an der Akademie der Bildenden Künste die Maltechnik der alten Meister. Baum, der sein Vermögen durch die Inflation verloren hatte, unterrichtete von 1924 bis 1934, möglicherweise sogar bis 1937, Dressurreiten an einer Münchner Reitschule. 

1934 heiratete er die amerikanische Kunststudentin Abby Spencer Beveridge (1910 – 1969), die er vermutlich bereits 1931 während seiner Lehrtätigkeit an der Akademie der Bildenden Künste kennengelernt hatte. Nachdem Baum aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1936 von der Reichskulturkammer ausgeschlossen worden war, zog sich das Paar in das Künstlerdorf Polling in Oberbayern zurück. Hier schuf er 1936 an einem Nebengebäude des ehemaligen Augustinerchorherrenstifts drei noch vorhandene Fresken christlicher Thematik, einen heiligen Georg und zwei Darstellungen eines Teils der Legende der Klostergründung, letztere Kopien zweier spätgotischer Tafeln des ehemaligen Kreuzaltars der Stiftskirche. 

Mitte Februar 1939 verließ Baum Deutschland und emigrierte in die USA. Frau und Sohn (*1937) folgten ihm zwei Monate später. Seiner Frau gelang es aufgrund ihrer amerikanischen Staatsbürgerschaft u. a. auch die bis dahin entstandenen Werke, die Baum in seinem Atelier hatte zurücklassen müssen, vor dem Verlust in die USA zu retten. Die Familie ließ sich zunächst in Seattle/Washington nieder und zog von dort 1943 mit mittlerweile drei Kindern (*1939, *1941) nach Santa Cruz/Kalifornien, wo Baum in den Santa Cruz Mountains ein großes Landgut erwarb. Er wurde Mitglied der San Francisco Art Association und es folgte eine rege Ausstellungstätigkeit u.a. im Museum of Modern Art/San Francisco, im Seattle Art Museum und im Institute of Contemporary Art/Boston. Er gab Privatunterricht und von der Universität Stanford organisierte Kurse für Erwachsene. Nach der Scheidung im Jahr 1954 kehrte Baum 1958 siebzigjährig nach München zurück und stellte in den folgenden Jahren regelmäßig im Haus der Kunst aus. 1963 zog er nach Tegernsee, wo er 1982 starb. 1988 organisierte die Stadt Tegernsee anlässlich seines 100. Geburtstages eine Gedächtnisausstellung, die den Geehrten als besonnenen, spirituellen Künstler zeigte. 

Baum, der bis ins hohe Alter künstlerisch arbeitete, ausstellte und unterrichtete, gehört zu den Künstlern der sogenannten "verschollenen Generation". Wie selbst anhand der wenigen, meist nur in Abbildungen zugänglichen Werke festzustellen ist, entwickelte er, durchaus in Auseinandersetzung mit der "klassischen Moderne", einen ganz eigenen, expressiv-fantastischen Stil. Seine Bilder zeigen vorzugsweise Landschaften, Naturausschnitte, Fabelwesen, apokalyptische Visionen sowie die Tier- und Zirkuswelt, insbesondere Pferde. Darüber hinaus waren, der familiären Überlieferung zufolge, die östliche Philosophie und die Riten der katholischen Kirche sowie die Ideen Rudolf Steiners für Leben und Schaffen Baums bedeutsam. 

In Wiesbaden waren 1965/66 im Rahmen einer Ausstellung des Nassauischen Kunstvereins e.V. (Graphikausstellung Wiesbadener Künstler: Gedächtnisausstellung zum 100. Geburtstag von Hans Völcker) drei farbige Pinselzeichnungen von ihm zu sehen. Eine von Baum gewünschte Ausstellung auch größerer Arbeiten kam in seiner Geburtsstadt Wiesbaden leider nicht zustande. Zuletzt wurde er 2007/08 in einer Ausstellung des Kallmann-Museums Ismaning gewürdigt. Seine Werke befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen, der Nachlass ist in Familienbesitz.

Der Text wurde im Mai 2021 von Autorin Mechthild Maisant bearbeitet.

Literatur



Verweise

Franz Baum Ziska Baum, Familienarchiv Baum
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