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Gartenschläfer im Raum Wiesbaden

Gartenschläfer - die dank dunkler Gesichtsmaske auffälligsten Vertreter aus der Familie der Schlafmäuse - sind in Wiesbaden und Umgebung heimisch.

Der Gartenschläfer ist mit seinen großen Augen und der schwarzen Gesichtsmaske der auffälligste Vertreter aus der Familie der Schlafmäuse, auch Bilche genannt. Obwohl die kleinen, nur zehn bis 17 Zentimeter großen, Säugetiere überwiegend in Laub- und Nadelwäldern zu Hause sind, besiedeln Gartenschläfer auch Obst- und Hausgärten. Die nachtaktiven Allesfresser sind auf ein möglichst vielfältiges Nahrungsangebot angewiesen. Neben Früchten, Knospen und Samen stehen auch Insekten und Schnecken auf ihrem Speiseplan. Bis zum Winterschlaf, der im Oktober beginnt, müssen sie sich genügend Reserven anfressen haben, um die Zeit bis zum folgenden April gut zu überstehen. Ihre selbstgebauten kugeligen Schlafnester bauen sie versteckt und geschützt in Baumhöhlen oder Felsspalten. In Siedlungsnähe beziehen sie auch Vogelnistkästen, Schuppen- und Hausdächer oder Rollladenkästen. Insbesondere beim Zusammenleben mit dem Menschen unter einem Dach kann es mit dem kleinen Kulturfolger auch zu Konflikten kommen.

Durch den zunehmenden Flächenverbrauch für Siedlung, Verkehr und Landwirtschaft wird der Lebensraum der Gartenschläfer immer kleiner. Ihr Bestand hat sich daher in einigen Regionen stark verringert, in manchen Gegenden ist er sogar schon ausgestorben.

Der Gartenschläfer wurde im Jahr 2020 in der bundesweiten Roten Liste als "stark gefährdet" eingestuft und ist eine sogenannte 'Verantwortungsart', da ein großer Teil seines Verbreitungsgebietes in Deutschland liegt. Somit ist die Bundesrepublik für die Erhaltung dieser Art in hohem Maße verantwortlich.

Nach aktuellen Erkenntnissen aus dem Projekt "Spurensuche Gartenschläfer" kommt die Art in Hessen entlang der Flusstäler von Rhein und Main vor – insbesondere vom Rheingau über Wiesbaden, dem Main-Taunus-Kreis bis nach Maintal und südlich des Mains bis in den Kreis Groß-Gerau. In Wiesbaden gibt es noch häufige Sichtungen der kleinen Bilche. Dieser Umstand hat der Stadt den inoffiziellen Titel "Gartenschläferhauptstadt" eingebracht. Umso wichtiger ist es, den Bestand und die Verbreitung der Vorkommen in unserer Region zu sichern. Dabei spielt der Erhalt alter Streuobstbestände und abgestorbener Obstbäume eine ebenso wichtige Rolle wie die naturnahe Gestaltung des eigenen Gartens und der Erhalt städtischer Grünzüge.

Im Rahmen eines Projekts der Hessischen Biodiversitätsstrategie, hat die "Arbeitsgemeinschaft Gartenschläferschutz in Hessen" bereits in den Jahren 2016 bis 2018 Quartiersangebote für Gartenschläfer im Raum Wiesbaden verbessert. Im Rahmen dieses Projektes wurden zahlreiche Gartenschläferkästen in ausgewählten Gebieten in Wiesbaden angebracht, überwacht und kontrolliert. Weitere Nistkästen wurden an interessierte Bürgerinnen und Bürger über den Umweltladen abgegeben.

Seit Ende 2018 werden vertiefende Untersuchungen der bedrohten Bilchart im Rahmen des bis 2024 angelegten bundesweiten Projekts "Spurensuche Gartenschläfer" vorgenommen. Dabei führen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung umfassende Forschungsarbeiten durch und setzen bundesweite Schutzmaßnahmen um, um die kleine Schlafmaus in großen Teilen ihres Verbreitungsgebiets in Deutschland zu erhalten. Begleitet wird das Projekt durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit. Es wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. 

Auch in Wiesbaden finden Forschungsarbeiten statt. So werden auf Streuobstflächen in Igstadt seit 2019 Kotproben gesammelt, um mehr über das Nahrungsverhalten der Tiere herauszufinden. Im Jahr 2020 wurden die Bestände des Gartenschläfers im Stadtgebiet mithilfe verschiedener Methoden kartiert. 2021 wurden mehrere Gartenschläfern mit kleinen Sendern versehen und über einige Monate intensiv beobachtet, um mehr über ihr Leben als "Stadtbewohner" zu erfahren. Das Umweltamt Wiesbaden unterstützt das Projektteam dabei tatkräftig.

Aber auch Privatpersonen können sich in das Projekt einbringen. Infos gibt es beim BUND Hessen. Unter anderem geht es um die Weitergabe von Nachweisen von Garten- aber auch Siebenschläfern. Gerade bei letzteren gibt es für Wiesbaden kaum abgesicherte Nachweise. Sie können hier unterstützen, wenn Sie Sichtungen von lebenden oder toten Tieren oder die charakteristischen Rufe auf der Meldestelle unter www.gartenschlaefer.de melden. Die interessant gestaltete Seite bietet zudem viele weitere Informationen und ein FAQ rund um den Gartenschläfer.

Ratsuchende können sich auch an das Umweltamt wenden. Neben der telefonischen Beratung leisten die Mitarbeitenden des Umweltamtes auch praktische Unterstützung und überprüfen artenschutzrechtliche Belange. Sollen Maßnahmen erfolgen, die einer förmlichen Zulassung bedürfen, wird über die Genehmigungsfähigkeit der Maßnahmen im Rahmen eines Verwaltungsverfahrens entschieden. Gartenschläfer-Nistkästen und Informationsmaterial sind im Umweltladen, Luisenstraße 19, erhältlich.

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