Landschaftspark Mittleres Goldsteintal
Nach dem mittelalterlichen kleinteiligen Ackerbau und den Wüstungsperioden entwickelt sich seit zirka 250 Jahren eine traditionell extensive Wiesennutzung zwischen Wanderschäferei und Heugewinnung. Mit Wüstungsperioden bezeichnet man Zeiträume, in denen viele Siedlungen durch Bevölkerungsrückgang (Kriege/Seuchen) aufgegeben wurden und ganze Landstriche sich in Wald zurückentwickelten.
Seit dem Rückgang der Landwirtschaft in den Wiesbadener Stadtteilen Sonnenberg und Rambach in den 1960er Jahren sind große Teile des Mittleren Goldsteintales verbuscht. Nass- und Feuchtwiesen hatten sich zu Gehölzflächen entwickelt oder waren zu Brachland geworden.
Die Grünländer waren dadurch voneinander getrennt und seltene Pflanzenarten verschwanden.
Zwischen 1998 und 2000 wurde der Bestand an Biotopen, so genannte „Lebensraumtypen" nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, sowie ein Großteil der dort lebenden Tier- und Pflanzenarten im Goldsteintal erfasst. Diese Grunddatenerfassung ist Basis für die Maßnahmenplanung im gesamten Tal.
Bedeutung im städtischen Grünsystem
Das Goldsteintal mit seinen Seitenbächen und Gräben ist ein bedeutender Bestandteil des Rambach-Systems. Durch das abwechslungsreiche Mosaik von Wiesen, Feuchtbereichen, Gehölzen und Auenwaldrelikten besitzt es hinsichtlich Vernetzung, stadtnaher Erholung sowie Landschaftsbild überörtliche Bedeutung. Für den Stadtteil Sonnenberg ist es das Naherholungsgebiet vor der Haustür. Darüber hinaus ist das Goldsteintal mit seinen Ausflugslokalen auch wichtiger Zielpunkt für Wanderungen von der Innenstadt. Über das Rambach-System existiert eine nahezu durchgängige fußläufige Grünverbindung bis in die freie Landschaft und die Wälder des Taunus.
Besonderheiten
Eine Besonderheit ist die Handmahd zum Erhalt des Standortes der Bachnelkenwurz. Diese kommt im Taunus selten vor, in Wiesbaden sind nur zwei Standorte bekannt. Der Wiesbadener Verein Naturschutzhaus e.V., zuständig für die Pflege der Feuchtwiese, auf der die Bachnelkenwurz wächst, mäht erst nach der Blüte im Juli. Diese Feuchtwiese gehört zum Lebensraumtyp „Pfeifengraswiesen". Das Mittlere Goldsteintal hat auf engstem Raum sehr unterschiedliche Biotoptypen: von sumpfigen, nassen, feuchten bis zu halbtrockenen Standorten. Dementsprechend groß ist die Artenvielfalt. Auf jeder Fläche kommen Rote Liste-Arten vor.