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Der Feldhamster – eine vom Aussterben bedrohte Art des Offenlandes

Der Feldhamster macht sich vom Acker. Noch bis 2009 waren Vorkommen von Feldhamstern im Raum Wiesbaden-Delkenheim nachweisbar. Inzwischen fehlt von ihnen jede Spur. Um das Überleben der Tiere zu ermöglichen werden jetzt Rahmenbedingungen für eine Wiederansiedlung geschaffen.
Der Europäische Feldhamster galt früher als typischer Bewohner der Agrarlandschaft. Mehr noch: Seine Ausbreitung nach Westeuropa wurde sogar erst durch die Entstehung dieser Kulturlandschaft ermöglicht. Inzwischen ist dieser Lebensraum jedoch wie kein zweiter einem rasanten Wandel unterworfen. Seit den 1950er Jahren verändert sich die Agrarlandschaft vom Lebensraum zum Wirtschaftsstandort. Als Folge sind dort lebende Tiere und Pflanzen bedroht. Ein wichtiger Teil der Biodiversitätsstrategien befasst sich deshalb mit dem Erhalt der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft. Hierzu zählt auch der Schutz des Feldhamsters.

Ursachen für den Rückgang des Feldhamsters

Feldhamster wurden viele Jahre als Ernteschädlinge verfolgt. Darüber hinaus verschlechtern heute effiziente landwirtschaftliche Produktionsweisen und Hochleistungskulturen in großflächigen Monokulturen die Lebensbedingungen. So rauben schnelle und saubere Ernten jede schützende Deckung für die Tiere. Auch der immense, unwiederbringliche Flächenverbrauch und die Zerschneidung der Landschaft durch Verkehrswege tragen zum Aussterben der Nager bei (Nechay 2000; Weinhold 2009).

Geschützte Art

Nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) wird der Feldhamster als eine "besonders geschützte Art" und in der Roten Liste der gefährdeten Tierarten 2009 als "vom Aussterben bedroht" bewertet.

Deutschlandweit setzt sich das Schwinden der Feldhamsterbestände in einem rasanten Tempo fort, wie jährlich durchgeführte Monitorings belegen. Die Bestandssituation des Feldhamsters wird dort "ungünstig-schlecht" beurteilt, was der schlechtesten Kategorie entspricht (Meinig et al. 2014). Diese Einschätzung gilt auch für die hessischen Vorkommen. Dabei fällt, bedingt durch die Lebensweise der Feldhamster, die nur in der Dämmerung morgens und abends ihre Baue zur Nahrungssuche verlassen, ihr Verschwinden zunächst weniger auf.

Verbreitung und Situation in Wiesbaden

Besonders in den östlichen und südlichen Vororten der Stadt Wiesbaden waren Feldhamstervorkommen bekannt. Noch bis 2009 waren Vorkommen von Feldhamstern zumindest im Raum Delkenheim nachweisbar. Trotz feldhamsterfreundlicher Bewirtschaftung einer großen Ausgleichsfläche konnte ein Überleben des Feldhamsters bislang nicht erreicht werden.

Anhand einer Machbarkeitsstudie (M.Sc. Melanie Albert & Dipl. Biol. Tobias E. Reiners, Arbeitsgemeinschaft Feldhamsterschutz der HGON e.V. 02.2016, i.A. des Fördervereins Fasanerie Wiesbaden e.V.) wurde bereits 2016 ermittelt, dass sich gerade der landwirtschaftlich geprägte Teil Delkenheims für eine Wiederansiedlung des Feldhamsters eignen würde. Dies kann jedoch erst umgesetzt werden, wenn die Rahmenbedingungen geschaffen sind: Für das Überleben benötigen Feldhamster eben nicht nur einen Acker, sondern ein zusammenhängendes Gebiet von etwa 300 Hektar, in dem mindestens zwei Flächen für die Wiederansiedlung geeignet sind. Zusätzlich sollten auf benachbarten Flächen Getreidestreifen stehengelassen werden. Diese sogenannten Nacherntestreifen bieten Nahrung und Deckung bis September-Oktober, wenn die Feldhamster sich in ihre Baue zum Winterschlaf zurückziehen.

Durch Nachzuchten von Feldhamstern werden bereits Wiederansiedlungsprojekte an geeigneten Stellen durchgeführt. Dies könnte auch eine zukunftsträchtige Maßnahme für den viele Jahrhunderte in Wiesbaden heimischen Feldhamster sein.

Feldhamster erleben

Seit 2016 können Feldhamster in dem speziell angelegten Fuchs-Dachs-Tunnel des Tierparks Fasanerie besucht werden. Hier wurde auch eine Auffangstation für Fundtiere eingerichtet.

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Feldhamsterbau mit Schlupf- und Fallröhren, die in das Kammersystem aus Wohn-, Nahrungs- und Kotkammer führen. wiesbaden.de / Foto: Deutsche Wildtier Stiftung
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