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Geschichte

Breckenheim, Wiesbadens östlichster Stadtbezirk, kann auf eine weit über 1000-jährige interessante Vergangenheit zurückblicken. Schon der Name, in dem der Personenname "Brecko" enthalten ist, weist den Ort als eine fränkische Gründung aus dem 6. Jahrhundert aus.

Nach dem Sieg Chlodwigs über die Alemannen gegen Ende des 5. Jahrhunderts wurden nicht nur bereits vorhandene, ältere Siedlungen übernommen und ausgebaut, sondern auch zahlreiche neue gegründet. Charakteristisch für die Siedlungstätigkeit der Franken war die Bezeichnung der Orte mit einem Personennamen und der Endsilbe -heim. Zu diesen Orten gehören im Stadtkreis Wiesbaden Breckenheim, Delkenheim, Dotzheim und Erbenheim.


Doch ist Breckenheim in der Tat noch viel älter. Anlässlich des Autobahnbaus konnte man in den Jahren 1936 bis 1939 ungewöhnlich viele archäologische Funde machen, die darauf hinweisen, dass seit dem Seßhaftwerden des Menschen, also vor rund 6000 Jahren, im Ortsbereich Spuren von Siedlungen vorhanden waren. Auch die Römer haben ihre Spuren hinterlassen. So führte einst eine Römerstraße von Wiesbaden über Bierstadt, Igstadt und Breckenheim nach Hofheim.

Die erste schriftliche Erwähnung

Die erste schriftliche Erwähnung Breckenheims ist in einer Urkunde aus dem Jahre 950 überliefert. Danach schenkte König Otto I., der 965 zum Kaiser gekrönt werden sollte und später den Beinamen "der Große" erhalten sollte, am 1. Mai des Jahres 950 auf Bitten seines Sohnes Luidolf, dessen Vasallen Gerung, sechs Königshuben in Wallau und Breckenheim. Die entscheidende Stelle der Urkunde lautet in Latein: "in villa Wanaloha et Brechenheim in pago Kunigessundera vocato in comitatu prefati Gerung comitis." Neben Breckenheim werden hier auch das benachbarte Wallau sowie Nordenstadt erstmals erwähnt. Die geographische Lage der Orte wird ebenfalls festgelegt, so dass kein Zweifel über ihre Zuordnung besteht. Sie liegt im Königssondergau, der sich einst von der Walluf im Westen bis zur Kriftel im Osten erstreckte, und dort in der Grafschaft des Grafen Gerung. Wie haben wir uns das damalige Breckenheim vorzustellen? Es hat sich allerdings noch nicht um eine geschlossene Ortschaft gehandelt. Wir müssen uns vielmehr Einzelhof- und Gruppensiedlungen vorstellen, die erst allmählich zusammengewachsen sind und sich nach und nach zu einem Dorf verdichtet haben.

Entwicklung zur Wohngemeinde

Die wohl einschneidendste Umgestaltung in der Geschichte der Gemeinde brachten die Sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Breckenheim, das inmitten eines von den Städten Wiesbaden, Mainz und Frankfurt gebildeten Dreiecks liegt, entwickelte sich zur bevorzugten Wohngemeinde. Ausschlaggebend waren sicherlich die relativ günstigen Grundstückspreise und das Fehlen jeglicher Industrie. Große Baugebiete wurden von der damals noch selbständigen Gemeinde ausgewiesen, allein von 1961 bis 1976 14 Bebauungspläne mit insgesamt 600 Bauplätzen und einer Gesamtbaufläche von 36.000 Quadratmeter. Sie sind ganz überwiegend mit Einfamilienhäusern bebaut worden. Innerhalb von zwanzig Jahren verdreifachte sich die Einwohnerzahl (1960: 1.180, 1970: 1.750, 1980: 3.600). Daneben erfolgten zahlreiche kommunale Maßnahmen, um eine Verbesserung der Infrastruktur herbeizuführen. So wurden unter anderem von 1963 bis 1965 eine neue Kanalisation geschaffen. 1965 wurde das Mehrzweckhaus errichtet, in dem die Ortsverwaltung und die Feuerwehr unterkamen. 1963 erhielt Breckenheim sogar ein eigenes Ortswappen. Dabei hat man auf das alte Gerichtssiegel zurückgegriffen und die beiden Attribute des heiligen Michael in das Wappen aufgenommen. Es wird wie folgt beschrieben: "In Rot ein goldbegriffenes silbernes Schwert belegt mit einer goldenen Waage". Als in den Siebziger Jahren in Hessen die Gebietsreform eingeleitet wurde, trafen die Gemeindekörperschaften die weitreichende Entscheidung, die seitherige Selbständigkeit aufzugeben; sie stimmten für einen Anschluss nach Wiesbaden. Der Hessische Landtag beschloss am 21. Juni 1974 das Gesetz über die Eingemeindung. Seit dem 1. Januar 1977 gehört Breckenheim als Stadtteil zu Wiesbaden. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gilt es, den alten gewachsenen Ortskern mit den neuen Wohngebieten zu einem Gemeinwesen zu verbinden. Der Ausbau der notwendigen Infrastruktur ist insbesondere unter Bürgermeister Willi Blankemeyer vorangetrieben worden. Er hat in der Tat fast ein Vierteljahrhundert lang zunächst als Bürgermeister und dann als Leiter der Ortsverwaltung Breckenheimer Geschichte "geschrieben". Zu erwähnen sind insbesondere die Errichtung der Sport- und Kulturhalle 1971 und 1972 sowie des Vereinshauses 1976, in dem die örtlichen Vereine einen Treffpunkt erhielten, sowie der Kinderspielplätze und der Kindertagesstätte. Nicht zu vergessen ist die 1969 erfolgte Wiederbelebung eines alten Dorfbrauches, des Ländchestages am Pfingstborn. Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, damit sich die Neubürger, die so zahlreich aus Frankfurt, Darmstadt, Mainz und Wiesbaden zugezogen sind, hier auch wirklich wohl fühlen können und eine wirkliche Heimat finden. Immerhin ist die Einwohnerzahl inzwischen auf 3.600 angewachsen. Hervorzuheben sind die zahlreichen Vereine, die sich in einem Vereinsring zusammengeschlossen haben, und die Großen und Kleinen ein attraktives Freizeitangebot bieten. Auch die Erinnerung an die lange, wechselvolle Geschichte Breckenheims kann einen Beitrag leisten, damit sich alle Bürger noch besser mit ihrem Ort identifizieren. Quelle: Dr. Rolf Faber

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