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Breckenheim in nassauischer und preußischer Zeit

1776 war Breckenheim sogar Sitz des Amtmanns geworden, doch wurde der Amtssitz bald darauf wieder nach Wallau verlegt, da hier die Märkte stattfanden. Aus dem Jahre 1779 ist ein erster Abdruck des Siegels des Breckenheimer Gerichts überliefert. Zu erkennen ist eine aufgerichtete Heiligenfigur mit einem geschwungenen Schwert in der rechten und einer Waage in der linken Hand. Die beiden Attribute Schwert und Waage weisen auf den Erzengel Michael hin. Er wird in der Kunst als Seelenwäger abgebildet, der beim Jüngsten Gericht die Seelen der Guten und Bösen abwägt.


Die hessischen Landesherren waren in der Bevölkerung wegen der drückenden Steuern nicht sehr beliebt. Daher trauerte niemand, als das Amt Wallau und damit auch Breckenheim 1803 zunächst an das Fürstentum Nassau-Usingen und 1806 zum Herzogtum Nassau kam. In nassauischer Zeit wurden die ersten Ortsstraßen gebaut (1831 bis 1836) und die Wege nach den Nachbarorten chaussiert. Doch endete die Zeit bereits 1866 nach den Annexion durch Preußen.


Unter preußischer Herrschaft gehörte Breckenheim fortan zum Landkreis Wiesbaden im Regierungsbezirk Wiesbaden in der preußischen Provinz Hessen-Nassau. Der Sitz des Oberpräsidenten war Kassel; in Wiesbaden regierte ein Regierungspräsident. Im Zuge der Vergrößerung der Städte Frankfurt und Wiesbaden wurde der Landkreis Wiesbaden am 31. März 1928 aufgelöst. Breckenheim kam zu dem aus den damals aufgelösten Landkreisen Wiesbaden, Höchst, Obertaunus, Untertaunus und Usingen gebildeten Main-Taunus-Kreis. Sitz der Kreisverwaltung wurde Frankfurt-Höchst. Schon damals strebt die Gemeinde eine Angliederung nach Wiesbaden an, zumals Breckenheim seit dem 31. Oktober 1927 an das Verkehrsnetz der Stadtwerke Wiesbaden angeschlossen war. Im übrigen war das gesamte wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben nach Wiesbaden ausgerichtet. Doch wurde dieses Begehren von der preußischen Regierung abgelehnt. Für die Bürger von Breckenheim bedeutete nun der Besuch des Landratsamtes wegen der schlechten verkehrsmäßigen Anbindung eine Tagesreise.


Als in den Jahren 1936 bis 1939 die Autobahn gebaut wurde, wurde die Breckenheimer Gemarkung in zwei Teile geteilt. Dies machte eine Neuparzellierung (Zusammenlegung) der Grundstücke erforderlich. Glücklicherweise blieb der Ort während des Zweiten Weltkrieges von Zerstörungen verschont. Nach dem Kriegsende kamen zahlreiche Flüchtlingsfamilien nach Breckenheim. So herrschte zeitweise Wohnungsnot, die jedoch durch rege Bautätigkeit zu Beginn der 50-er Jahre behoben werden konnte.


Breckenheim blieb bis in die fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts äußerlich ein intaktes Bauerndorf, doch bildete die Landwirtschaft schon lange nicht mehr den Haupterwerbszweig der Einwohner. Schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Bauernhöfe durch die ständige Zerstückelung von Grund und Boden zu Kleinstbetrieben herabgesunken, die nicht mehr in der Lage waren, die jeweiligen Familien zu ernähren. Es mussten andere Erwerbsquellen erschlossen werden. Boten sich zunächst landwirtschaftliche Nebenberufe wie Fuhrunternehmen und Waldarbeit an, so wandten sich immer mehr Einwohner dem Schneiderhandwerk sowie dem Bauhandwerk zu. Insbesondere in diesem Zweig stellten die Breckenheimer um die Jahrhundertwende das Handwerkerreservoir des "Ländchens" dar. Auch die Errichtung der Industriebauten am Rhein und Main sowie der Ausbau Wiesbadens zur Großstadt boten Arbeitsmöglichkeiten. Trotz des Wandels in der Erwerbsstruktur blieb die Einwohnerzahl bemerkenswert konstant (1830: zirka 600; 1939: 826).

Quelle: Dr. Rolf Faber

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