Witzleben, Margarethe von

Witzleben war die Tochter des Rittergutsbesitzers Hermann von Witzleben und seiner Frau Anna, geborene von Nostitz und Jänkendorf, und wuchs auf dem elterlichen Schloss Kitzscher bei Borna (nahe Leipzig) auf. Im Alter von zwölf Jahren wurde eine unheilbare Schwerhörigkeit bei Witzleben diagnostiziert. Nach einigen Jahren in Dresden zog Witzleben mit ihrer Familie im Frühjahr 1879 nach Wiesbaden. Hier beteiligte sie sich mit Prinzessin Elisabeth von Schaumburg-Lippe an der Gründung des Jungfrauenvereins.

Während der Pflege ihrer ertaubten Tante im Hospiz in der Platter Straße verfasste Witzleben die zunächst anonym erschienene Schrift »Hephata. Ein Wort an Schwerhörige und Taube von einer Leidensgenossin«. Den Begriff »Hephata« entnahm Witzleben der Bibelgeschichte (Markus 7,34), nach der Jesus einen Mann, der taub und stumm war, mit den Worten »Hephata« (»Tue dich auf.«) heilte. Als ihre Tante 1885 starb, hinterließ diese ihr ein Vermögen, das Witzleben in die Lage versetzte, sich in verschiedenen Bereichen karitativ zu betätigen; sie gründete unter anderem einen Witwenverein.

1887 ging Witzleben mit ihrer Freundin Elisabeth von Bistram nach Frankenhausen, um ein Erholungsheim für Berliner Arbeiterinnen zu leiten. 1894 zogen beide nach Berlin, wo von Bistram ein Mädchenheim führte; im Sommer hielt sich Witzleben in Wiesbaden auf.

Nach dem Tod der Mutter 1899 verließ Witzleben Wiesbaden endgültig, um ganz in Berlin zu leben. Hier organisierte sie 1901 einen besonderen Gottesdienst für Schwerhörige in der Berliner Stadtmissionskirche – die Geburtsstunde des Schwerhörigenvereins »Hephata e.V.« 1914 schlossen sich sechs deutsche Vereine und 20 Gemeinden zum Hephata-Bund zusammen.

Nach Witzleben ist die höchste Auszeichnung des Deutschen Schwerhörigenbundes (DSB), die Margarethe-von-Witzleben-Medaille, benannt.

Claußen, Hartwig; Dörfer, Uta: Auch einsame Seelen können sehr glücklich werden. Aus dem Leben der schwerhörigen Margarethe von Witzleben, Heidelberg 2001.