Wilhelm Heckel GmbH
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Johann Adam Heckel gründete 1831 mit dem Fagottisten Carl Almenräder (1786–1843) in Biebrich die »Werkstätte zur Herstellung feiner Holzblasinstrumente«.
Mit dem von ihnen entwickelten »Almenräder-Heckel-Fagott«, das sich durch seine gleichmäßige Klangstärke auszeichnete, gelang ihnen der wirtschaftliche Erfolg. Neben dem Fagott wurden auch andere Holzblasinstrumente wie Oboen, Klarinetten, Englisch Horn und Flöten hergestellt. Seit 1850/51 ist ein Geschäftshaus in der Oberen Kasernenstraße (der heutigen Stettiner Straße) Sitz des Unternehmens. Nach dem Tod von Almenräder führte Heckel die Werkstatt allein weiter. 1845 wurde er zum »Herzoglich-nassauischen Hof-lnstrumentenmacher« ernannt.
Bedeutende Künstler wie Richard Wagner besuchten Heckels Werkstatt und blieben mit ihr in enger Verbindung. Wilhelm Heckel (1856–1909), der von seinem Vater zum Instrumentenbauer ausgebildet worden war, übernahm das Geschäft unter der Bezeichnung »Fabrik feiner Blas-Instrumente von Wilhelm Heckel«. Das von ihm entwickelte Kontrafagott begeisterte 1879 Wagner so sehr, dass er es 1882 bei der Aufführung seines »Parsifal« in Bayreuth einsetzte.
Als Krönung seiner Arbeit sah Wilhelm Heckel das »Heckelphon« von 1904 an, eine metallene Bariton-Oboe mit vollem, weichem Ton. Richard Strauss setzte dieses Instrument bereits 1905 in seiner Oper »Salome« ein. Aber auch andere Komponisten wie Max von Schillings (1868–1933), Engelbert Humperdinck (1854–1921) oder Paul Hindemith (1895–1963) wurden durch die von Heckel hergestellten Instrumente zu neuen Kompositionen inspiriert. Heute nimmt das Heckelphon in allen großen Orchestern einen festen Platz ein. 1881 wurde Heckel zum »Königlich-Preußischen Hof-Instrumentenfabrikanten« ernannt.
Als die Firma Wilhelm Heckel 1931 ihr 100-jähriges Bestehen feierte, waren die Produkte des Unternehmens durch mehr als 25 Reichs- und Auslandspatente sowie Deutsche Gebrauchsmuster geschützt. Fast alle Orchester auf der Welt waren und sind mit Holzblasinstrumenten der Wilhelm Heckel GmbH ausgestattet. 1951 wurden etwa 70 % aller Instrumente exportiert. Um höchsten Qualitätsansprüchen gerecht zu werden, finden für die bis heute in sorgfältiger Einzelfertigung hergestellten Instrumente nur im eigenen Haus langjährig gelagerte Hölzer Verwendung.
Anlässlich des 150-jährigen Firmenjubiläums wurde »Heckel-Biebrich« mit der Goldenen Plakette Wiesbadens und der Ehrenplakette der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden ausgezeichnet. Zum damaligen Zeitpunkt waren von dem Biebricher Betrieb 12.600 Fagotte gebaut worden. Im Frühjahr 2002 erhielt die Wilhelm Heckel GmbH für ihre Fagotte den »Deutschen Musikinstrumentenpreis«.
Mit Angelika Lucchetta und Ralf Otto Reiter hat seit 1995 die sechste Generation die Leitung des Unternehmens übernommen.
Literatur
Biebrich – kleine und große Ereignisse im Ablauf von 2000 Jahren, zsgest. von Reiner Winkler. Enthält: Berühmte Biebricher – ihr Leben, ihr Wirken, zsgest. von Rolf Faber. Hrsg.: Verschönerungsverein Biebrich, Wiesbaden 2005 [S. 241].
Heckel, Wilhelm: Der Fagott, 2. Aufl., Leipzig 1931.
Spiegel, Margit: Wiesbadener Firmenbriefköpfe aus der Kaiserzeit 1871–1914. Fabrik- und Hotelansichten auf Geschäftsschreiben und Rechnungen. 50 Beispiele mit Firmenkurzporträts, Bd. 1, Wiesbaden 2003 [S. 88 ff.].