Verschönerungsverein Wiesbaden
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1856 entschlossen sich einige Bürger, darunter Medizinalrat Dr. Wilhelm Zais, Adam Schmitt vom Gasthof Zur Rose, der Bildhauer Prof. Fritz Gerth, H. L. Freytag vom Gasthaus Zum Bären und der Bauunternehmer W. Rücker, zur Gründung eines Verschönerungsvereins. Zum ersten Vorsitzenden wurde Hermann Vollpracht, ein angesehener nassauischer Beamter, gewählt.
Entsprechend dem in der Satzung aufgestellten Hauptzweck, die Naturschönheiten der Umgebung Wiesbadens planmäßig zu erschließen, verbesserte der Verschönerungsverein bestehende Wege, brachte Wegtafeln an, errichtete auf dem Neroberg eine große Schutzhalle und stellte Ruhebänke an landschaftlich schönen Punkten der Spazierwege auf. 1859–83 übernahm Wilhelm von Heemskerck, herzoglich-nassauischer Finanzkammerpräsident, den Vorsitz, danach Verwaltungsdirektor Friedrich von Reichenau (1884–1900), Prof. Dr. Heinrich Fresenius (1901–02), Baurat Ernst Winter (1903–08), Baumeister Blume (1909–10) und ab 1911 Rentner Josef Hupfeld.
In dieser Zeit bewältigte der Verschönerungsverein viele Aufgaben, z. B. die Anlage und Unterhaltung von Fuß- und Fahrwegen und Alleen. 1881 betrug die Gesamtlänge der neu angelegten Fußwege 40 km. Der Verschönerungsverein stellte 400 Ruhebänke auf, brachte über 300 Wegeschilder an, errichtete Schutzhütten und Altane und pflanzte 1.000 Bäume an. 1903 traten mehrere Vorstandsmitglieder des Westlichen Bezirksvereins dem Verschönerungsverein Wiesbaden bei, um an den gemeinsamen Bestrebungen mitzuarbeiten. 1913 hatte er mit 1.166 die höchste Mitgliederzahl, darunter viele bekannte Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft.
Nach dem Ersten Weltkrieg versuchte man weiterhin das bisher Geschaffene zu erhalten und in bescheidenem Maße Neues hinzuzufügen. Aufgrund der Eingemeindungen der Vororte verständigte man sich mit den gleichartigen Vereinigungen in Biebrich und Sonnenberg über eine gemeinsame Betätigung und darüber, auch die übrigen Vororte in die Arbeit mit einzubeziehen. Zum 75-jährigen Bestehen 1931 wurde die Jubiläumshütte am Philosophenweg eingeweiht. Nach der erzwungenen Auflösung des Westlichen Bezirksvereins 1934 übernahm der Verschönerungsverein das Vereinsvermögen, die Schutzhütten und Bänke zur weiteren Betreuung.
Anfang 1937 erhielt der Verschönerungsverein für seine Verdienste die Wiesbadener Stadtplakette, doch schon 1938 wurde auch er aufgrund der Richtlinien des Reichsverbandes für das Verkehrsgewerbe zur Vereinigung mit dem Kur- und Verkehrsverein gezwungen. Die Generalversammlung beschloss am 10.01.1938 nach 81 Vereinsjahren einstimmig die Auflösung. Das Vereinsvermögen und die Verpflichtungen aus der Vereinsarbeit gingen an den Kur- und Verkehrsverein über.