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Tonwarenfabrik Jacob Höppli

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Die von Johann Jacob Höppli gegründete Tonwarenfarbik verdankt ihren Aufstieg und frühen Erfolg dem »Bauboom« in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Fassadengliederungen und Schmuckelemente wurden vielfach aus Kostengründen, aber auch aus Gründen der besseren Witterungsbeständigkeit aus Ton hergestellt, was den Aufstieg der Tonwarenfabrik in der Mitte und der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begünstigte.

Seit der Gründung der eigenen Werkstätte 1863 entwickelte sich der bescheidene Drei-Mann-Betrieb mit Höppli als leitendem Meister in der Dotzheimer Straße binnen weniger Jahre zu einem prosperierenden mittelständischen Betrieb. Der frühe Tod des Firmengründers 1876 und der allgemeine wirtschaftliche Abschwung des letzten Jahrhundertviertels setzten dem Unternehmen beinahe ein jähes Ende. Der älteste Sohn, Christian Höppli (*1864) übernahm 1892 die Geschäfte und die erst kurz nach dem Tod Jacob Höpplis fertig gewordenen Werkstätten am neuen Firmensitz in der Wörthstraße. 1914 wurde der Betrieb auf die Produktion elektrokeramischer Produkte umgestellt, überlebte allerdings die Inflation nicht und ging 1928/29 in Konkurs.

Beispiele für die sehr qualitätvollen und feinsinnigen baukeramischen Produkte der Tonwarenfabrik Jacob Höppli finden sich nahezu überall in Wiesbaden – die markantesten sind die Karyatiden (Mädchenfiguren nach dem Vorbild der Erechtheion-Koren in Athen), die am Firmensitz in der Wörthstraße, in der Rheinstraße 85 und 90, in der Viktoriastraße 19 und in der Albrechtstraße 35 zu finden sind. Als erste von Jacob Höppli signierte Tonerzeugnisse sind die verschiedenen Zierelemente der Wiesbadener Marktkirche anzusehen. Auch die Krabben und gotischen Zierformen der Turmhelme der Kirche St. Bonifatius stammen aus seiner Werkstatt. An der ornamentalen Ausstattung der Synagoge auf dem Michelsberg wirkte er ebenfalls mit.

Außerhalb Wiesbadens war die Firma beim Wiederaufbau des südlichen Kirchturms des sogenannten Rheingauer Domes in Geisenheim beteiligt, die Figuren auf der Rotunde von Schloss Biebrich wurden in den Werkstätten Höpplis nachgeformt; des Weiteren stammen die gotischen Zierelemente der Ladenburger, Oberlahnsteiner und Erbacher Kirchen von hier.

Einer der jüngsten fassbaren Aufträge der Firma sind die fünf großen Reliefplatten mit der Darstellung des Sängerwettstreits aus der Tannhäuser-Sage an der sogenannten Wartburg, in der Schwalbacher Straße 51.

Literatur

Höppli & Chomicki. Zwischen Kunst und Handwerk, Fotografie und Architektur. Ausstellungskatalog. Texte: Birgit Kita & Thomas Weichel, Bilder: Stanislav Chomicki, Wiesbaden 2008.

Sigrid Russ, Bearb., Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Wiesbaden I.1 – Historisches Fünfeck. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Stuttgart 2005.

Sigrid Russ, Bearb., Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Wiesbaden I.2 – Stadterweiterungen innerhalb der Ringstraße. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Stuttgart 2005.

Sigrid Russ, Bearb., Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Wiesbaden I.3 – Stadterweiterungen außerhalb der Ringstraße. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Stuttgart 2005.

Fassade der ehemaligen Tonwarenfabrik Höppli in der Wörthstraße, ca. 1970 wiesbaden.de/ Stadtarchiv Wiesbaden, F000-2537, Urheber: Joachim B. Weber
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