Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) e.V. Wiesbaden
Artikel
Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) ist seit seiner Gründung 1899 in Dortmund durch Agnes Neuhaus ein Sozialverband von Frauen in der Kirche. Von Beginn an ist er eine freie Initiative von Frauen, die Kirche und Welt aktiv mitgestalten. Er ist entstanden aus der eigenständigen kirchlichen Verantwortung von Frauen, die schon am Ende des 19. Jahrhunderts ihr Vereinigungs- und Versammlungsrecht in der Kirche wahrnahmen, und nicht durch einen Auftrag oder ein Mandat der Bischöfe. Am Anfang der Arbeit stand der religiöse Impuls, durch Hinwendung zum notleidenden Menschen den Glauben in die Tat umzusetzen.
Die Gründerinnen erkannten, dass es besondere Notsituationen von Frauen gab, in denen die Hilfe anderer Frauen notwendig war. Frauen wollten Frauen helfen. Die Arbeit des Verbandes orientierte sich an den Prinzipien von Personalität, Solidarität und Subsidiarität. Damit entspricht die Gründungsidee der katholischen Soziallehre und ist heute so modern wie damals.
Diese Ideen fielen auch in Wiesbaden auf fruchtbaren Boden. 1907 gründeten engagierte katholische Frauen am Tag nach dem Fest des Hl. Apostel Johannes (27.12.) den „Fürsorgeverein Johannesstift“. Das vom Verein bei der Gründung eingebrachte „Zufluchtshaus für gefallene Mädchen“ an der Platter Straße erhielt den Namen „Johannesstift“. Die ersten Vorstandsmitglieder des neuen Vereins waren Mathilde Großmann (Vorstandsvorsitzende), Anna Schipper und Julie Gräfin Matuschka-Greiffenklau. Mit der Betreuung der im Johannesstift untergebrachten jungen Frauen und ihrer Kinder wurden Ordensschwestern - zunächst des Ordens vom Hl. Augustinus, später der Hiltrupper Missionsschwestern - beauftragt. 1901 fand die erste Namensänderung in „Katholischer Fürsorgeverein für Mädchen und Frauen“, 1903 eine zweite Namensänderungen in „Katholischer Fürsorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder“ (=KFV) statt. Seit 1968 heißt der Wiesbadener Verein, wie alle SkF-Ortsvereine, „Sozialdienst katholischer Frauen e.V.“ (= SkF).
Er ist als Fachverband der Kinder- und Jugendhilfe sowie der speziellen Hilfe für Frauen und Familien und der Hilfe für Menschen in schwierigen Lebenslagen dem Deutschen Caritasverband angeschlossen. Dachverband der Ortsvereine ist der „Sozialdienst katholischer Frauen - Gesamtverein e.V.“ in Dortmund.
Aufgabe des SkF e. V. Wiesbaden ist es, Frauen, Kinder, Jugendliche und Familien – unabhängig von Herkunft oder Religion – zu unterstützen, die in ihrer aktuellen Lebenssituation auf Beratung und Hilfe angewiesen sind. Daran arbeiten 18 hauptamtliche Mitarbeiterinnen auf der Grundlage professioneller Sozialarbeit gemeinsam mit ca. 100 ehrenamtlich Engagierten. Der Verein wird von einem ehrenamtlichen Vorstand und einer hauptamtlichen Geschäftsführung geführt. Der SkF e.V. Wiesbaden bringt seine breitgefächerte Expertise aktiv in ein breites Netzwerk an kommunalen und kirchlichen Arbeitskreisen ein. Er ist zudem der alleinige Gesellschafter der Jugendhilfezentrum Johannesstift GmbH.
Die Arbeitsfelder des SkF e. V. Wiesbaden sind vielfältig und orientieren sich immer aktuell an den Bedürfnissen der Zielgruppen. Dazu gehören die Beratung, Information und Vermittlung von Hilfen vor, während und nach der Schwangerschaft. Die Schwangerenberatung wendet sich an Frauen bzw. Paare, die Beratung und Unterstützung bei persönlichen Fragen, bei Fragen und/oder Problemen in Schwangerschaft und Geburt, bei der Auseinandersetzung mit pränataldiagnostischen Untersuchungen, zu Partnerschafts- und Familienkonflikten benötigen oder die sich in einer wirtschaftlichen und/oder sozialen Notlage befinden. Der SkF e.V. Wiesbaden berät ergebnisoffen, kostenlos und unabhängig von Religion und Nationalität, auf Wunsch auch anonym.
Mit mehr als zehn Angeboten im Bereich Frühe Hilfen und Elternbildung richtet sich der SkF e. V. Wiesbaden an werdende Eltern und junge Familien mit bis zu dreijährigen Kindern, die sozial, finanziell oder gesundheitlich belastet sind. Ziel ist es, die Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Eltern frühzeitig und nachhaltig zu verbessern und die elterlichen Beziehungs- und Erziehungskompetenzen zu stärken.
Im SkF AnziehTreff können Frauen in finanzieller Notlage kostenlos gespendete, gut erhaltene Schwangerschaftskleidung, Baby-, Kinder-, Jugendkleidung, Babybedarfsartikel und Spielsachen erhalten. Zudem steht eine kompetente Schwangerenberaterin für Beratungen in allen persönlichen und familiären Fragen zur Verfügung.
Aufgrund des besonderen Bedarfs geflüchteter Frauen wurden seit 2015 spezifische Angebote für diese Zielgruppe installiert. Die Angebote für geflüchtete Frauen vor und nach der Geburt zielen auf die Herstellung von sozialen Kontakten und Beziehungen, den Spracherwerb, emotionalen Beistand, die alltagspraktische Unterstützung und Entlastung und die Integration in die Gesellschaft.
Neben diesen Tätigkeiten hält der SkF e. V. Wiesbaden noch weitere Angebote vor. Dazu gehören die Trennungsberatung/Familienmediation, das Engagement für Frauen in Not, die Werbung und Begleitung ehrenamtlich Engagierter bei der Mitarbeit in den Arbeitsfeldern des SkF, die Möglichkeit, gemeinnützige Arbeit im Rahmen der Jugendgerichts- und Gerichtshilfe zu leisten, sowie die Förderung und Betreuung von Studierenden der Sozialen Arbeit und der Sozialpädagogik im Rahmen von Praktika.
Literatur
Festschrift von Dr. Hedwig Brüchert: „100 Jahre Johannesstift Wiesbaden – Sozialdienst katholischer Frauen“, hrsg. vom Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Wiesbaden; Wiesbaden 2006.
Agnes Neuhaus: Leben und Werk, von Maria Victoria Hopmann; 2. von Heinz Neuhaus überarbeitete Auflage, Salzkotten 1977.