Schifffahrt
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Die Tradition der Schifffahrt in Wiesbaden und Umgebung reicht bis in die Antike zurück. Der fischreiche Fluss diente der Nahrungsmittelversorgung, zwischen beiden Rheinufern verkehrten Fähren. Bis ins 19. Jahrhundert wurde der überregionale Verkehr durch die Strömungsverhältnisse, zahlreiche Zollstellen und Stapelplätze erschwert, die zum Umladen zwangen. Die Bergfahrt in der Gebirgsstrecke konnte nur mit einem Pferdevorspann mit Hilfe der Stromanwohner bewerkstelligt werden. Die französische Besetzung brachte um 1800 die Aufhebung der Zölle; mit der Rheinschifffahrtsakte von 1831 entfielen auch die Stapelrechte, der weitgehend reibungslose Warenaustausch über den Rhein noch vor der Gründung des Deutschen Zollvereins wurde dadurch ermöglicht.
Ein großer technisch-wirtschaftlicher Umschwung deutete sich seit 1816 an, als die ersten dampfbetriebenen Schiffe aus England über den Rhein bis Köln und Koblenz kamen. Erste Gesellschaften für den Linienverkehr und die Personenbeförderung wurden gegründet. Der Anleger Biebrich wurde 1831 zum Rheinhafen mit Warenfreilager erklärt und blieb Anlaufstelle des Güter- und Personenverkehrs. Im Güterverkehr begann die moderne Entwicklung mit Einführung der Schleppschifffahrt um 1830 und den Ausbauarbeiten rings um das Binger Loch, die die Durchfahrt verbesserten. Am Ende dieses Jahrzehnts zeichnete sich eine Verlagerung der Verkehrsströme auf die rechte Rheinseite ab, 1841 kam es daraufhin zum sogenannten Mainzer Nebeljungenstreich.
Nach der Reichsgründung 1871 fielen weitere Beschränkungen, und so nahmen Passagiere und Gütertransporte von Jahr zu Jahr zu. Im Rheinhafen Biebrich stieg die Zahl der insgesamt beförderten Personen nach einer Statistik der Wiesbadener Handelskammer von 137.258 (1874) auf 161.762 (1881). Ebenso wuchs die Zahl der transportierten Güter um ein Viertel im gleichen Zeitraum. 1883 wurden insgesamt 11.440 Dampfschiffe und 1.540 Segelschiffe registriert. Letztere wurden allerdings seit 1905 nicht mehr verwendet. Zugleich verlor die Flößerei nach einem zeitweiligen Hoch in den 1870er-Jahren Ende des 19. Jahrhunderts an Bedeutung. Am 01.05.1827 wurde der regelmäßige Personen- und Eilgüterverkehr zwischen Mainz und Köln von der Preußisch-Rheinischen Dampfschifffahrtsgesellschaft aufgenommen. Da es zunächst nur Landungsbrücken in Köln, Bonn, Koblenz und Mainz gab, mussten die Passagiere an den übrigen Stationen von Schiffern mit Kähnen zu den Schiffen gebracht werden. Der erste Anleger in Biebrich wurde 1832 von der Kölner Dampfschifffahrtsgesellschaft gebaut. 1867 war das Gründungsjahr der heutigen Köln-Düsseldorfer-Dampfschifffahrtsgesellschaft. 1927 wurde das erste Fahrgast-Motorschiff in die Flotte aufgenommen. Die niederländische Konkurrenz bot ab 1950 Fahrten von Amsterdam bis Wiesbaden in ihren schwimmenden Hotels an. Heute verfügt die Flotte über zwölf größere Schiffe, die Rhein, Main und Mosel ganzjährig befahren.
Zur Sicherung der Schifffahrt im Abschnitt Wiesbaden, der immerhin von 66.000 Schiffen mit rund 60 Mio. t Gütern jährlich passiert wird, betreibt das Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen eine Außenstelle. Das Amt bezog im Oktober 2009 ein für 3,5 Mio. € neu errichtetes Dienstgebäude im Schiersteiner Hafen.
Literatur
Mentzel, Rolf: Schiffahrt. In: Der obere Mittelrhein. Geschichte einer Landschaft, Museum Wiesbaden (Hrsg.), H. 4, April 1975 [S. 6 f.].
Schütz, Friedrich: Die Rheinschifffahrtsakte von 1831. In: Mainz Wirtschaftsgeschichte, H. 1, Mainz 1981.
Zeitungsausschnittsammlung Stadtarchiv Wiesbaden, "Schifffahrt".