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Rock und Pop

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Die vielfältige Rock- und Popszene hat in den vergangenen Jahrzehnten die Wiesbadener Musikszene mitgeprägt. Anfang 1967 schlossen sich drei Deutsche und drei Amerikaner zu »Soul Caravan« zusammen. Die Band war Teil des sogenannten Krautrocks. Tim Belbe, Hansi Fischer, Klaus Briest, Skip van Wyck, James Rhodes und Ronnie Swinson traten zunächst in Wiesbadener Kneipen, dann in den Clubs der amerikanischen Garnisonen und schließlich überregional auf. Einige der zahlreichen Höhepunkte waren ein Konzert bei den Essener Songtagen, ein zehnminütiger Live-Auftritt bei Radio Bremen und der Auftritt bei den Berliner Jazztagen 1968. Unter dem Namen »Xhol Caravan«, ab 1970 nur noch Xhol, spielten die Musiker ab 1968 Psychedelic Jazzrock. 1972 löste sich die Band auf. In den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren gab es mit Xhol-Reunion verschiedene Konzerte in Wiesbaden, bei denen einige der Gründungsmitglieder nochmals mit ihren alten Stücken auftraten. Mit dem Tod von Tim Belbe (1944–2004) beschlossen die Musiker das endgültige Ende ihrer Band.

In den 1970er-Jahren traten weitere Vertreter des Krautrocks in Wiesbaden auf. So konzertierte z. B. die Göttinger Band »Cosmic Circus Music« mit Karl-Heinz Keffer, Bernd Diesner und Ulrich Maßhöfer im Juli 1973 in der Wartburg. 1979 gründeten Manfred Dünzl, Peter Wenke, Stephan Ohnhaus (der spätere Gitarrist bei »Die Crackers«), Hansi Wuttke und Wilmont Schulze die Gruppe »Mallet« zunächst als Schülerband. Ihr breites Spektrum aus dem Bereich Classic Rock umfasst sowohl eigene Titel als auch Coversongs aus 40 Jahren Musikgeschichte. Die Crackers begannen ihre Karriere ebenfalls 1979. Ihre Musik war auf über 2.000 Konzerten zu hören und wurde in acht Alben veröffentlicht. 2012 löste sich die Band um Lothar »Loti« Pohl, Peter Richter, Stephan Ohnhaus, Johannes »Hansi« Malolepszy und Urban Berz mit einem großen Abschlusskonzert vor 12.000 Fans in Wiesbaden auf. Mit »Stoned Age« begann ebenfalls 1979 die Geschichte einer Band, die bis heute in Clubs, Hallen und auf Festivals auftritt. Clyde, Roland, Uwe, Michaela, Yo-Yo und Tommy machten ihren melodischen Hardrock durch Auftritte mit bekannten Rockgrößen wie Uriah Heep oder »The Tremeloes« deutschlandweit bekannt.

Die »Psylophonics« gründeten sich in den 1980er-Jahren. Bis zu ihrer Auflösung um die Jahrtausendwende trat die Band hauptsächlich mit Stücken von Frank Zappa unter anderem auf dem Nerobergfestival auf. 1984 gründete Robert Hennrichs die »Sunnyland Bluesband«, die in den 1990er-Jahren zur populärsten Band ihres Genres in Deutschland wurde. Als jüngste Band der bekannten Wiesbadener Rockgruppen bildete sich im Sommer 1997 »Interstellar Overdrive«, die ihr Publikum mit den mystischen Kompositionen von Pink Floyd in die Welt des Psychedelic Rock entführt. Pofter – das ist Mark Bauerfeind – Rainer Weimar, Ingo Deul, Tobi Untucht, Matze Brück, Frederik Ehmke und Markus Thurn kombinieren ihre Musik stets mit einer von Lightdesigner Frape Hahner gestalteten Lichtshow. 2010 wurde unter der Leitung von Clemens Schäfer der »PopJazz Chor Wiesbaden« gegründet. So vielfältig wie die Bands, so unterschiedlich waren und sind die Veranstaltungsorte in Wiesbaden.

In den Rhein-Main-Hallen gastierten in den 1970er-Jahren regelmäßig Weltstars wie »Status Quo«, »Supertramp«, »Santana«, Frank Zappa oder »Manfred Mann’s Earth Band«. Das ehemalige Neroberghotel diente zahlreichen lokalen Bands als Proberaum. In den 1970er- und frühen 1980er-Jahren war es zudem die in der Rockszene bekannteste Bühne in Wiesbaden, auf der Bands wie »Flatsch«, »Rodgau Monotones«, »Eloy« und viele heimische Ensembles spielten. In der Wartburg traten in der gleichen Dekade internationale Gruppen wie »The Police«, »UK« oder »The Clash« sowie diverse Punkrockbands auf. In den 1980er- und 1990-Jahren entwickelte sich das Wirtshaus im ehemaligen Jazzhouse in der Nerostraße zum Treffpunkt der Wiesbadener Musikszene. Heute bietet dort die Bar »Gestüt Renz« eine Auftrittsmöglichkeit für lokale Bands und Gruppen. Weitere Clubkonzerte werden vereinzelt im Walhalla in der Mauritiusstraße organisiert.

In den 1990er-Jahren etablierte sich das »Rough« in der Friedrichspassage zeitweise zu einem international angesehenen Rockclub. Prominente Musiker aus dem In- und Ausland feierten hier im Anschluss an ihre großen Tourauftritte im Rhein-Main-Gebiet. Im »Café Cicero«, einem kulturellen Treffpunkt mit Platten- und Notenladen sowie einem kleinen Bistro mit Bar in der Kirchgasse, traten lokale Bands in Clubatmosphäre auf. Am 16.10.1999 wurde das Gemeinschaftszentrum im Georg-Buch-Haus erstmals als Veranstaltungsraum vom bereits 1985 gegründeten Verein »Rock für Wiesbaden« genutzt. Ein weiterer zentraler Veranstaltungsort ist der Schlachthof. Seit der Jahrtausendwende wird zudem der kleine Saal im Gemeinschaftszentrum Tattersall als Kulturpalast vom »Förderverein für Kultur im Bergkirchenviertel« betrieben. Der Musicpub »Yesterday« im Adolfsgässchen in Biebrich ist seit Jahrzehnten der Treffpunkt der Wiesbadener Rockszene.

Im Sommerhalbjahr verlagert sich die Wiesbadener Rock- und Popszene längst ins Freie. 1977–2015 war Folklore fester Bestandteil der Festivalregion Rhein-Main. 1982 gab es zudem ein Openair am Rheinufer, bei dem unter anderem Neil Young einen umjubelten Auftritt feierte. Trotz großer Beteiligung konnte sich diese Veranstaltung nicht etablieren und blieb ein einmaliges Projekt. Auf dem Neroberg wurde dagegen 1992 ein längerfristiges Festival ins Leben gerufen. Der starke Zuspruch sprengte die Möglichkeiten der zunächst privaten Organisatoren, so dass schon im nächsten Jahr der Verein »Rock für Wiesbaden« die Konzeption und Durchführung des Festivals übernahm. Bis zu seiner Einstellung aufgrund einer Ruhestörungsklage 1997 entwickelte sich das Festival zu einem festen Bestandteil des Wiesbadener Musiksommers. Ab 1998 wurde die Veranstaltung dann auf der Burg Sonnenberg fortgesetzt. Trotz der durch bessere Infrastruktur und gute Erreichbarkeit vereinfachten Organisation konnte sich das Festival nicht auf Dauer etablieren. Nach rückläufigen Besucherzahlen organisierte 2005 der Verein »Rock für Wiesbaden« die vorerst letzte Veranstaltung. Inzwischen wurde das Festival wieder belebt und in kleinerem Rahmen von einer Sonnenberger Initiative organisiert. Das Theatrium war über viele Jahre ein weiterer Treffpunkt der Wiesbadener Rockszene. Das 1979 erstmals inszenierte Kranzplatzfest bietet alljährlich verschiedenen Bands die Möglichkeit, lautstark vor einem vielschichtigen Publikum zu spielen. Weitere Openair-Konzerte finden im Sommer in der Reduit statt. Aufgrund ihrer Nähe zu Mainz treten hier vor allem Bands aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt auf.

Die Wiesbadener Musik- & Kunstschule e.V. fördert seit 20 Jahren mit einem »Rock und Pop Fest« junge Nachwuchsmusiker. In 20 verschiedenen Acts präsentierten 2014 mehr als 60 Musiker ab acht Jahren ein abwechslungsreiches Programm von Jazz über Afro Percussion und Rock bis hin zu Big Band-Sounds. Zudem war Wiesbaden mehrfach Austragungsort für die Verleihung des »Deutschen Rock & Pop Preises«. Zuletzt gastierten 2010 Bands und Musiker aus unterschiedlichsten Stilrichtungen in den Rhein-Main-Hallen.