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Rheinhütte

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Mehrere Kaufleute gründeten 1857 die »Anonyme Nassauische Rheinhütten-Gesellschaft« mit einem Stammkapital von 250.000 fl. Nach Plänen des Stadtbaumeisters Alexander Fach wurde ein Hochofenwerk errichtet, dessen Betrieb sich jedoch als Misserfolg erwies, weil das Erz zu »mager« und unrein war. 1868 wurde das Unternehmen an eine Gesellschaft unter Führung des Biebricher Bürgermeisters Johann Heppenheimer verkauft und 1869 von dem Eisenhüttenfachmann Dr. Ernst Ludwig Beck übernommen. Er wandelte es in eine Kupolofenanlage zur Erzeugung von Maschinengussware um.

Die »Rheinhütte Ludwig Beck & Co.« konnte bereits das erste Jahr erfolgreich abschließen und expandierte während des Kriegs 1870/71 und in den Gründerjahren. Die Belegschaft stieg auf 200 Mann. Das Werk produzierte neben Eisengusswaren wie Kanaldeckeln, Lampensäulen und Treppengeländern insbesondere Maschinenguss für die benachbarten Chemiewerke Albert und Kalle sowie die Zementfabrik Dyckerhoff. 1910 erwarb Ludwig Beck die Anteile der Kommanditisten und gründete zusammen mit dem Kaufmann Max Schulz die »Rheinhütte GmbH vorm. Ludwig Beck & Co.« mit einem Stammkapital von 200.000 RM. Diplom-Ingenieur Wilhelm Beck (1881–1963), der die Leitung des Unternehmens 1918 übernahm, trieb den Ausbau und die Modernisierung der mechanischen Betriebsstätten weiter voran. Ihm war es 1909 gelungen, säure- und laugenfesten Siliziumguss (Siguss) zu entwickeln, aus dem Pumpen, Armaturen und Mischer für die Chemische Industrie sowie Zementschlammpumpen hergestellt wurden. Die schwierigen Jahre des Ersten Weltkrieges überstand die Rheinhütte, die bei Kriegsende nur noch über 125 Mitarbeiter verfügte, dank zahlreicher Neuentwicklungen. Wilhelm Beck wurde als Bruder von Generaloberst Ludwig August Theodor Beck unmittelbar nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 in Sippenhaft genommen.

Trotz vollständiger Demontage konnte die Rheinhütte bald wieder aufgebaut und bereits 1950 mit dem weltweiten Vertrieb der Erzeugnisse begonnen werden. Eine neue Maschinenfabrik und eine neue Gießerei wurden 1957 und 1966, eine Edelstahlgießerei 1970 errichtet. 1963 übernahm Diplom-Ingenieur Walter Beck die Leitung der Rheinhütte. Mit der Übernahme der Rheinhütte durch die Friedrichsfeld-Gruppe endete 1988 die Epoche der Familie Beck als Firmeninhaber. Fortan konzentrierte man sich auf den Chemiepumpenbau, verlagerte die Gießerei nach Portugal und das Keramik-Pumpenprogramm nach Biebrich.

1990 wurde die Friedrichsfeld-Gruppe in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und firmiert seit 1993 als »FRIATEC AG« mit der »Division Rheinhütte Pumpen«. 2007 konnte das 150-jährige Firmenjubiläum begangen werden.

Literatur

125 Jahre Rheinhütte. Rheinhütte vorm. Ludwig Beck & Co. (Hrsg.), Wiesbaden 1982.