Beck, Ludwig August Theodor
Beck, Ludwig August Theodor
geboren: 29. Juni 1880 in Biebrich am Rhein
gestorben: 20. Juli 1944 in Berlin
Details
Ludwig Beck, Sohn des Fabrikanten und Besitzers der Rheinhütte, Ludwig Beck, legte sein Abitur 1898 am Humanistischen Gymnasium in Wiesbaden ab. Er wollte Offizier werden. Als Fahnenjunker trat Beck am 12.3.1898 in das Preußische Feldartillerieregiment Nr. 15 in Straßburg ein. Schon zu Beginn seiner Laufbahn fiel er wegen seines Pflichtbewusstseins auf. Bereits 1908 konnte er die Kriegsakademie in Berlin besuchen, nach deren Abschluss er in den Großen Generalstab versetzt wurde. Während des Ersten Weltkrieges war Beck ausschließlich an der Westfront eingesetzt. Der militärische Zusammenbruch und das Ende des Kaiserreiches 1918 trafen ihn besonders tief und stürzten ihn in eine persönliche Krise, zumal 1917 auch seine junge Frau Amalie, geb. Pagenstecher, bei der Geburt einer Tochter gestorben war.
Ludwig Beck wurde in das 100.000-Mann-Heer der Weimarer Republik übernommen und war in verschiedenen Kommandostellen tätig. Seine Laufbahn vollzog sich im Wechsel zwischen Truppendienst und Generalstabstätigkeit. Nach der so genannten „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten begrüßte Beck das Regierungsprogramm Hitlers, insbesondere die Revision des Versailler Vertrages. Er unterstützte den Aufbau des deutschen Heeres und trat für die Schaffung einer modernen, schlagkräftigen Armee ein. Beck machte Karriere. Er war am 1.10.1933 zum Chef des Truppenamtes in der Heeresleitung des Reichswehrministeriums ernannt worden, eine Bezeichnung, die 1935 in die des Chefs des Generalstabs des Heeres umgewandelt wurde. In dieser Position oblag ihm die operative Vorbereitung und Führung eines Landkrieges.
Hier vollzog sich auch der Wandel Becks vom rein militärischen zum verantwortungsbewussten, staatsbürgerlichen Denken. Mehrere Stationen auf diesem Weg waren für diesen Wandel verantwortlich. Es begann mit dem so genannten Röhm-Putsch vom 30.6.1934, bei dem Hitler neben der Führung der SA u. a. auch die Generäle Kurt von Schleicher und Kurt von Bredow kaltblütig ermorden ließ. Besonders empörend für Beck war hierbei die fehlende Reaktion der übrigen Generäle der Wehrmacht nach den Morden. Die Vereidigung der Reichswehr auf Hitler persönlich nach dem Tod von Reichpräsident Paul von Hindenburg am 2.8.1934 war ein weiterer Schritt. Nun war die Reichwehr nicht mehr an die Verfassung gebunden, sondern nur noch unmittelbar an Hitler. Beck bezeichnete den Tag als den „schwärzesten Tag seines Lebens" und wollte zurücktreten. Er konnte davon zurückgehalten werden mit dem Hinweis, dass einen solchen Schritt außerhalb der Armee wohl niemand verstehen würde.
Die Ankündigung Hitlers am 5.11.1937, die deutsche Frage in Europa mit Gewalt lösen zu wollen, erschütterten ihn tief, da er erkennen musste, dass dieser die Wehrmacht für einen Krieg missbrauchen wollte. Doch erst nach der Äußerung Hitlers im Mai 1938, die Tschechoslowakei durch eine militärische Aktion zerschlagen zu wollen, reagierte Beck. Nach seiner Ansicht konnte dies nur Krieg bedeuten, für den Deutschland nicht gerüstet war. In seiner Stellung wollte er nicht „irgendwelche nationalsozialistischen Kriegsabenteuer“ verantworten.
In drei großen Denkschriften zeigte er die Gefahren eines zukünftigen Krieges auf, der letztlich nur die Zerstörung Deutschlands bedeuten konnte. Deutlich legte er die Konsequenzen dar, um dadurch Hitler von der Verwirklichung seiner Kriegspläne abzuhalten. Als dieser sich schließlich die unerwünschten Einwirkungen verbat und Beck auch keinerlei Rückhalt im Generalkorps verspürte, reichte er seinen Rücktritt ein. Nach seiner Verabschiedung blieb Beck in Berlin. Er beschäftigte sich intensiv mit militärhistorischen Studien. Nach und nach kam er in die Kreise des Widerstandes. Es gelang ihm, die Verbindungen zwischen ziviler Opposition und militärischem Widerstand herzustellen. Von allen wurde er als der „Kopf" der Widerstandsbewegung bezeichnet, in einer zukünftigen neuen Regierung sollte er Staatsoberhaupt werden. Der „Aufstand des Gewissens" scheiterte, das Attentat am 20.7.1944 auf Hitler schlug fehl. Beck selbst wurde noch in der Nacht im Bendlerblock in Berlin verhaftet. Während die Mitverschwörer um Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg im Hof standrechtlich erschossen wurden, erhielt er die Gelegenheit zum Selbstmord, jedoch scheiterten zwei Versuche. Schließlich wurde der Schwerverletzte von einem Feldwebel erschossen. In Wiesbaden ist eine Grundschule nach ihm benannt. Ferner vergibt die Stadt seit 2004 den Ludwig-Beck-Preis für Zivilcourage.
Literatur
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Faber, Rolf
Generaloberst Ludwig Beck – sein Weg in den Widerstand. In: Riedle, Peter Joachim (Hrsg.): Wiesbaden und der 20. Juli 1944. Beiträge von Gerhard Beier, Lothar Bembenek, Rolf Faber, Peter M. Kaiser und Axel Ulrich. Schriften des Stadtarchivs Wiesbaden, Band 5, Wiesbaden 1996. (S. 63-81)
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Faber, Rolf
Die militärische Bibliothek Ludwig Becks in Hamburg. Eine biographisch-bibliographische Entdeckung. In: Stahl, Günter (Hrsg.): Herbstlaub. Sommer-Herbst-Anthologie 2004, Offenbach am Main 2004. (S. 29-35)