Posenenske, Charlotte , geb. Mayer
Posenenske, Charlotte, geb. Mayer
Bühnenbildnerin, Malerin, Bildhauerin, Soziologin
geboren: 28.10.1930 in Wiesbaden
gestorben: 03.10.1985 in Frankfurt am Main
Artikel
Posenenske gilt als bedeutende Konzeptkünstlerin der 1960er-Jahre. Sie war die Tochter des jüdischen Apothekers und Kunstsammlers Dr. Josef Dawson Mayer. Im Haus der Eltern verkehrten zahlreiche Künstler, darunter auch Alexej von Jawlensky. Um der Deportation durch die Nationalsozialisten zu entgehen, beging der Vater Selbstmord. Posenenske wurde als »Mischling« diffamiert und überlebte versteckt in einer Waschküche.
Nach 1945 arbeitete sie – noch während ihrer Schulzeit – im Malersaal des Hessischen Staatstheaters in Wiesbaden und wurde 1950 Studentin von Willi Baumeister an der Stuttgarter Kunstakademie. In den folgenden Jahren war sie als Bühnen- und Kostümbildnerin an Theatern in Lübeck und Darmstadt engagiert. Sie heiratete den Architekten Paul Posenenske und vertiefte ihre Beschäftigung mit der Architektur. Dieses Interesse und die Erfahrung mit dem Theater prägten ihr künftiges künstlerisches Werk. Bekannt wurde Posenenske vor allem durch ihre 1965–68 in Frankfurt entstandenen geometrischen Raumskulpturen. Gefertigt aus Aluminium, Spanplatten und Pappe, erinnern diese Werke an Industrieprodukte oder minimalistische Baukörper.
1968 traf sie vor dem Hintergrund der gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen gemeinsam mit dem Künstler Peter ➞ Roehr die Entscheidung, die Kunst aufzugeben, absolvierte ein Studium der Soziologie und arbeitete bis zu ihrem Tod im sozialwissenschaftlichen Bereich.
Erst lange nach ihrem Tod wurde Posenenskes OEuvre – auch international – gewürdigt. Die Wiederentdeckung erfolgte 2007 auf der zwölften Kasseler documenta. Seitdem sind ihre Arbeiten in mehr als 100 Ausstellungen von New York bis Tokio gezeigt worden und in vielen renommierten Sammlungen vertreten. Den Großteil des Werkes bewahrt das Frankfurter Museum für Moderne Kunst auf. Im Wiesbadener Künstlerviertel ist eine Straße nach ihr benannt.
Literatur
Brunn, Burkhard; Maenz, Paul (Texte): Charlotte Posenenske, Peter Roehr, dasselbe anders, immer dasselbe. Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden (Hrsg.), Katalog zur Ausstellung, Berlin 2012.