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Nerobergtempel

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Der Neroberg war schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein beliebter Ort für Festlichkeiten. So entstand der Gedanke, auf seiner Kuppe einen Aussichtstempel mit Tanzplatz zu errichten sowie einen Ort für Volksspiele und Turnfeste zu schaffen. Unterstützt von mehreren Bürgern, stellte der Kaufmann Gottfried Ruß (auch Ruhs) im Februar 1849 beim Gemeinderat den Antrag, einen solchen Tempel bauen zu dürfen. Dabei kam ihm die Tatsache zustatten, dass mit der Umstellung der Straßenbeleuchtung in der Wilhelm- und Luisenstraße von Öl auf Gas die Sandsteinsäulen der Öllampen überflüssig geworden waren und einer anderen Verwendung zugeführt werden konnten. Die erste »Bürgerinitiative« blieb zunächst ohne Erfolg.

Erst als 1851 Wilhelm Rücker zusammen mit weiteren 38 Wiesbadener Bürgern den Vorschlag an den Gemeinderat erneuerte, erhielt der damalige Landbaumeister und Architekt Philipp Hoffmann den Auftrag, unter Verwendung der genannten Sandsteinsäulen dem Gemeinderat einen Entwurf zum Bau des Tempels vorzulegen. Dieser Entwurf wurde von einem eigens gebildeten Komitee und auch vom Gemeinderat im Mai 1851 gebilligt, allerdings ohne Zusage materieller oder finanzieller Zuwendung. Dennoch konnte noch am 24.07. desselben Jahres, dem Geburtstag Herzog Adolphs, die Einweihung gefeiert werden.

Der auf den geretteten Sandsteinsäulen stehende, auch als »Monopteros« bezeichnete Rundtempel mit zehn offenen Bogenstellungen und halbkugelförmiger Kuppel ist im Stil der italienischen Frührenaissance gestaltet. Der Stufenunterbau erwuchs ursprünglich aus künstlich angehäuftem Felsgestein. Eine geplante rückwärtige halbrunde Einfassung mit einer Pergola wurde nie ausgeführt. Die stattdessen errichtete Hütte zur Bewirtung der Besucher musste schon 1856 wegen Baufälligkeit wieder abgerissen werden.

Bis heute ist der Nerobergtempel ein Wahrzeichen der Stadt.

Literatur

Landesamt für Denkmalpflege, Philipp Hoffmann [S. 151].

Philipp Hoffmann 1806–1889. Ein nassauischer Baumeister, Katalog der Ausstellung der Landeshauptstadt Wiesbaden und des Nassauischen Kunstvereins Wiesbaden e.V., Wiesbaden 1982 [S. 82 f.].

Struck, Wolf-Heino: Wiesbaden als nassauische Landeshauptstadt. Teil II: Wiesbaden im Biedermeier (1818–1866), Wiesbaden 1981 (Geschichte der Stadt Wiesbaden Bd. 5) [S. 253].