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Marx, Judith

Marx, Judith

Geschäftsfrau, Vorstandsmitglied im Vaterländischen Frauenverein des Roten Kreuzes

geboren: 26.12.1855 in Biebrich

gestorben: 25.06.1928 in Wiesbaden-Biebrich


Artikel

Marx stammte aus einer religiösen, sehr gebildeten jüdischen Familie, in der Wohltätigkeit eine religiöse Verpflichtung darstellte. Ihr Großvater Joseph Altmeyer (später: Allmayer) zog Anfang des 19. Jahrhunderts nach Biebrich. Marxs Vater, Gerson Allmayer, betrieb ein Mode- und Weißwarengeschäft, gründete gemeinsam mit dem Unternehmer Friedrich (Fritz) Kalle 1871 den Biebricher »Volksbildungsverein« und war im Vorstand des Biebricher Verkehrs- und Verschönerungsvereines aktiv. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Nathan betrieb Marx ein Textilwarengeschäft und engagierte sich im Vaterländischen Frauenverein des Roten Kreuzes, dessen Vorstand sie 1883–1923 angehörte.

Neben der praktischen Hilfe für kranke Menschen war Marx auch an der Ausarbeitung und Einführung neuer Modelle mit reichsweitem Mustercharakter zur Unterstützung junger Mütter oder zur Bekämpfung der Kindersterblichkeit beteiligt. So wirkte sie an der Einführung des Projekts »Wöchnerinnenpflege« (1894) mit, welches vorsah, dass Frauen aus dem Arbeiterstand nach der Geburt eines Kindes neun Tage lang eine finanzielle Unterstützung erhalten sollten. 1908 wurde eine Milchküche eingeführt, wo Kinder, Kranke und Wöchnerinnen kostenlos Milch erhielten – auf diese Weise sollte die hohe Kindersterblichkeitsrate gesenkt werden. Marxs Ehemann wurde 1913 als einer der ersten Juden von Biebrich in den Stadtrat gewählt – entsprechend dem Drei-Klassenwahlrecht in die 2. Klasse. Allerdings verstarb er schon 1915.

Als Marx aus gesundheitlichen Gründen ihr soziales Engagement 1923 beenden musste, wurde sie zum Ehrenmitglied des Vaterländischen Frauenvereines ernannt. In einem Nachruf des Frauenvereines heißt es: »Judith Marx hat sich mit seltener Pflichttreue und Aufopferung in den Dienst der guten Sache gestellt.« Ihr jüngster, nach dem Großvater Joseph benannter Sohn starb am 22.10.1942 im KZ Theresienstadt.

Literatur

Jungmann, Ernst: Verwehte Spuren – aus der Geschichte der jüdischen Mitbürger. In: Winkler, Chronik Biebrich.

Zehmer, Kerstin: Traditionell, patriotisch und engagiert. Jüdische Gemeinde- und Familiengeschichten von Wiesbaden-Biebrich, Wiesbaden 2009.