Sprungmarken

Laspée, Johannes de

Laspée, Johannes von

Pädagoge

geboren: 25.09.1783 in Stephanshausen (Rheingau)

gestorben: 20.03.1825 in Wiesbaden


Artikel

Laspée war Nachfahre wallonischer Emigranten und Sohn eines Maurermeisters. Er erlernte das Maurerhandwerk, doch zog es den geistig interessierten Jungen an das Mainzer Lehrerseminar. In Höchst fand er eine Stelle als Küstergehilfe. Er stieß auf die Schriften des schweizer Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi, den er in Yverdon-les-Bains am Neuenburger See in der Schweiz aufsuchte, um seine damals revolutionären Lehrmethoden vor Ort zu studieren und sich von ihm ausbilden zu lassen.

Mit einem überaus wohlwollenden Zeugnis Pestalozzis versehen, kehrte Laspée nach Wiesbaden zurück, um hier eine Pädagogik im Sinne seines Lehrmeisters auszuüben. 1809 konnte er eine Elementarschule »nach Pestalozzis Methode« in der Langgasse eröffnen. Bereits 1810 verlegte er das Institut in die Friedrichstraße (oberhalb der heutigen de-Laspée-Straße). Herzog Friedrich August unterstützte den gerade erst 25-jährigen Pädagogen auch materiell. Statt des üblichen »Baudouceurs« von 240 fl. bewilligte er zunächst das Doppelte und erhöhte es wenig später sogar auf 666 fl., als das öffentliche Interesse an der modernen Lehranstalt deutlich geworden war.

Drei Lehrer wirkten 1810 an der neuen Schule. Der Unterricht war für damalige Verhältnisse ungewöhnlich vielseitig. Auf dem Stundenplan standen neben Lesen, Schreiben und Rechnen, Deutsch und Französisch auch Algebra, Geometrie, Zeichnen, Musik, Geografie, Geschichte, Naturkunde, Religion und sogar Gymnastik. Später nahm Laspée auch noch die alten Sprachen Griechisch und Latein hinzu. Wegen des regen Zuspruchs auch von außerhalb erweiterte Laspée 1814 die Schule um ein Knabeninternat. In diesem Jahr saßen 140 Schülerinnen und Schüler vor neun Lehrern auf den Schulbänken der »Anstalt«.

Zu dieser Zeit war Laspée längst ein international anerkannter Pädagoge: St. Petersburg wollte ihn gewinnen, Frankfurt umwarb ihn – aber er blieb Wiesbaden treu. Goethe war nicht der einzige Prominente, der sich für Laspées eigenständig weiterentwickelte Methoden interessierte und seine Schule aufsuchte. Viele Große der damaligen Gesellschaft statteten ihr einen Besuch ab. Herzog Wilhelm zu Nassau ernannte Laspée zum Hofrat, der Landgraf von Hessen zum Oberschulrat – was an seiner Bescheidenheit nichts zu ändern vermochte. Für ihn war die Seele des heranwachsenden Kindes das Wichtigste.

1824 begann er in Johannisberg am Rhein mit der Errichtung eines Waisenhauses, starb jedoch vor dessen Fertigstellung mit 42 Jahren in Wiesbaden. Seine letzte Ruhestätte fand er zuerst auf dem Friedhof an der Heidenmauer, später auf dem Alten Friedhof. Sein Grab fiel der Umwandlung des Friedhofs 1975 zum Opfer. Eine Straße zwischen Friedrichsstraße und Marktplatz erinnert heute an den verdienten Pädagogen.

Literatur

Böhme, Günther: Johannes de Laspée. In: Neue Deutsche Biographie 13 [S. 658 f.].

»Ein ganzer und darum seltener Mensch«: 200. Geburtstag des Rheingauer Pädagogen Johannes de Laspéé (1783–1825). In: Wiesbadener Leben 32/1983 [S. 11].