Kreitz, Hubertus

Der Sohn eines Kaufmanns erlernte das Uhrmacherhandwerk in London und Paris. 1837 ließ er sich in St. Petersburg nieder und fand am Newski-Prospekt, der Prachtstraße der Stadt, eine Anstellung in einem Uhrengeschäft, das er später übernahm.

Kreitz brachte es in der Herstellung von Uhren zu erstaunlicher Kunstfertigkeit. Die Uhrwerke kaufte er in der Schweiz und in Frankreich und »veredelte« sie sodann zu kostbaren Kunstwerken, um sie einer reichen Kundschaft zu verkaufen. Seine Uhren mit Tages- und Monatsangaben sowie den Mondphasen – die sogenannten Kalenderuhren – und seine ungewöhnlich kleinen Uhren waren weltberühmt. Die drei kleinsten Taschenuhren der Welt in der Größe eines kleinen amerikanischen Golddollars sollen der Überlieferung nach im Besitz der Zarin Alexandra Fjodorowna (1798–1860), der Gemahlin von Zar Nikolaus l., der Königin Victoria von England und Kreitzs Tochter Eugenia Kreitz gewesen sein.

Kreitz erwarb mit seinen Uhren in kurzer Zeit ein solches Vermögen, dass er sich bereits 1855 als mehrfacher Millionär zur Ruhe setzen konnte. Nach Aufenthalten in Hamburg und Wiesbaden ließ er sich 1870 in Biebrich nieder. Hier bezog die Familie die erste Villa in der Rheingaustraße (in unmittelbarer Nähe des Schlosses Biebrich), die Kreitz nach eigenen Entwürfen vom Wiesbadener Architekten Ludwig Euler errichten ließ.

Kreitz kann als der größte Wohltäter der kleinen katholischen Gemeinde in Biebrich angesehen werden. 1890 ließ er den Turmhelm der 1876 geweihten St. Marienkirche ausbauen, stiftete den hochgotischen Altar mit den Heiligenfiguren (die heute im Chor stehen), die Kanzel, die Kommunionbank, drei Glasfenster und veranlasste die neugotische Ausmalung des Chores.

Kreitz fand seine letzte Ruhestätte neben seiner 1885 verstorbenen Frau auf dem Friedhof Briebrich in einer repräsentativen Gruft. Die Hubertusstraße erinnert an ihn.

Glöckler, Peter Michael: Zum Leben und Werk der Familie Kreitz. In: 100 Jahre Herz-Jesu Kirche 1898–1998. Pfarrgemeinderat Herz-Jesu (Hrsg.), Wiesbaden-Biebrich 1998 [S. 79–95].