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Krehl, Ludolf von (geadelt 1904)

Krehl, Ludolf von (geadelt 1904)

Internist, Begründer der anthropologischen Medizin, Ehrenbürger

geboren: 26.12.1861 in Leipzig

gestorben: 26.05.1937 in Heidelberg


Artikel

Nach dem Medizinstudium (Promotion 1886) und der Assistentenzeit in Leipzig (Habilitation 1888) wirkte Krehl an den Polikliniken in Jena und Marburg und übernahm Professuren in Greifswald, Tübingen und Straßburg. 1907 erhielt er einen Ruf nach Heidelberg und wirkte bis 1931 als Professor der speziellen Pathologie und Therapie sowie als Direktor an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg. Während des Ersten Weltkrieges bekleidete er zudem das Amt eines Generalarztes der 5. Armee. 1930–37 stand er als Direktor dem Institut für Pathologie vor und war Gesamtleiter des neu gegründeten Kaiser-Wilhelm-Instituts für medizinische Forschung in Heidelberg (heute Max-Planck-Institut für medizinische Forschung).

Ludolf von Krehl gehörte ab 1933 dem NS-Lehrerbund an. Nach der „Machtübernahme“ durch die Nationalsozialisten 1933 legten von Krehl und sein Kollege Richard Siebeck im Heidelberger Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung erfolgreich Einspruch gegen die Entlassung des Serologen Hans Sachs ein.716 Sachs wurde allerdings aufgrund seiner jüdischen Abstammung 1935 in den Ruhestand versetzt.

Sein wissenschaftliches Hauptwerk, die »Pathologische Physiologie«, war für viele Generationen von Ärzten ein Wegweiser zu den exakten naturwissenschaftlichen Grundlagen der Klinischen Medizin.

Durch seine langjährige Tätigkeit für den Internistenkongress stand Krehl in enger Beziehung zu Wiesbaden. Seit 1911 war er Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, die den Kongress in jedem Jahr veranstaltete; sie ehrte Krehl für diese langjährige Tätigkeit 1932 mit der Ehrenmitgliedschaft. Im gleichen Jahr zeichnete ihn die Stadt Wiesbaden mit der Ehrenbürgerwürde aus. Auch nach seiner Emeritierung (1931) arbeitete Krehl weiter; er wurde unter anderem mit dem Geheimratstitel gewürdigt.

Bereits 1904 war ihm vom württembergischen Königshaus der Personaladel verliehen worden, zudem war er Ehrendoktor nahezu sämtlicher Fakultäten. Er ist Namensgeber einer der medizinischen Universitätskliniken in Heidelberg (heute Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät). Die Stadt Wiesbaden hat eine Straße nach ihm benannt.

[Der vorliegende Text wurde 2012 von Dr. Rolf Faber für die gedruckte Version des Stadtlexikons Wiesbaden erstellt und 2023 von Lena Böschemeyer überarbeitet und ergänzt]

Literatur

Wyklicky, Helmut: Krehl, Ludolf von. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 12, 1979 [S. 733 f.].