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Königshof (regia curtis)

Artikel

Einhard, der Biograf Karls des Großen, erwähnt 830 seine beiden Besuche in Wiesbaden: »castrum, quod moderno tempore Wisibada vocatur« (»Das castrum, das in neuerer Zeit Wiesbaden genannt wird.«). Über die Bedeutung von »castrum« gehen die Meinungen auseinander. Einige Forscher glauben, damit sei der Königshof, »regia curtis«, gemeint, wohingegen Otto Renkhoff annimmt, Einhard habe die spätrömische Befestigungsanlage, insbesondere die Heidenmauer, mit diesem Begriff charakterisieren wollen. Als Königshof hingegen ist nach seiner Meinung die 1123 erstmals genannte, in ihren Ursprüngen aber auf das 9. Jahrhundert zurückgehende »curtis« anzusprechen.

Die Königshöfe waren königliche Wirtschaftshöfe, die von den Karolingern zur Verwaltung ihrer Grundherrschaft eingeführt worden waren. Sie dienten der Erschließung und dem Ausbau des Landes sowie der Versorgung und Unterbringung des Königs und seines Gefolges.

Nach Renkhoff könnte sich die Anlage mit Nebengebäuden und Gärten von der Mitte der Saalgasse nach Süden über den Komplex des Kaiser-Friedrich-Bades bis hin zur Heidenmauer erstreckt haben. Fundamente eines größeren Gebäudes an dieser Stelle werden noch im 17. Jahrhundert beschrieben; die umgebenden Wiesen und Weingärten trugen den Flurnamen »Im Saal«. Der Wasserbaumeister Weber dokumentiert in einem Plan von 1809/12 in der Saalgasse einen zur Hälfte überbauten rechteckigen Grundriss mit der Bezeichnung »Überreste vom Kaisersaal«. Eine andere Lesart verlegt den Hof in den Burgbezirk.

Der Königshof war Verwaltungs- und Wirtschaftsmittelpunkt des in und um Wiesbaden gelegenen königlichen Grundbesitzes. Der große Reichsforst der Taunuswälder, die »Höhe«, gehörte ebenso zu diesem Bezirk wie die Pfarrkirche, die in ihren Anfängen als königliche Eigenkirche zu gelten hat.

Literatur