Koch, Johann Ludwig

Der 1798 zum Priester geweihte Koch war Geheimsekretär des letzten regierenden Kurfürst-Erzbischofs von Mainz und Bischofs von Worms, Karl Theodor Anton Maria Reichsfreiherr von Dalberg, sowie Assessor am geistlichen Gericht in Aschaffenburg. In Würzburg erwarb er 1807 die juristische Doktorwürde und wurde Professor für Kirchengeschichte und Kirchenrecht an der wegen des Endes des Mainzer Kurfürstentums von Mainz nach Aschaffenburg verlegten Universität. Im Auftrag Dalbergs befasste er sich mit der Neuordnung der kirchlichen Einrichtungen in Deutschland. Er strebte eine deutsche Nationalkirche an, die ihre rechtliche Existenz allein vom Staat erhalten sollte.

1815 trat er als Kirchen- und Oberschulrat in Wiesbaden in nassauische Dienste und verfasste das Schuledikt von 1817.

Auch in Nassau gehörte die Neuordnung der katholisch-kirchlichen Verhältnisse, die schließlich zur Gründung des Bistums Limburg führten, zu seinen Aufgaben. 1818 entsandte ihn die nassauische Regierung zu einer Versammlung von Vertretern mehrerer protestantischer Staaten in Frankfurt am Main, wo über die Grundsätze für eine in Rom vorzulegende Erklärung beraten werden sollte. Hier verursachte Koch mit einer Initiative zur Lockerung des Zölibats Aufruhr unter den Theologen. Nach seinen Vorstellungen sollten Priester, die keine kirchlichen Ämter mehr ausübten, wieder in den Laienstand zurückversetzt werden und heiraten können.

Nachdem Koch am 15.01.1821 mit Erlaubnis von Herzog Wilhelm zu Nassau nach evangelischem Ritus geheiratet hatte, kam es zum Skandal. Koch wurde seiner Stellung als offizieller katholischer Kirchen- und Schulreferent enthoben. Doch beriet er auch weiterhin die nassauische Regierung in Kirchen- und Schulangelegenheiten.

1837 ernannte man ihm zum Oberbibliothekar an der Landesbibliothek in Wiesbaden. 1851 trat er in den Ruhestand. Er war Initiator des Nassauischen Kunstvereins e.V.

Becker, Hans: Der nassauische Geheime Kirchen- und Oberschulrat Dr. Johannes Ludwig Koch (1772–1853): Ein Exponent der episkopalistischen, staatskirchlichen und antizölibatären Bewegung. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 15, 1963 [S. 147–179].