Klemm, Wilhelm
Klemm, Wilhelm
Lyriker, Verleger
geboren: 15.05.1881 in Leipzig
gestorben: 23.01.1968 in Wiesbaden
Artikel
Klemm studierte Medizin und übernahm 1909 die väterliche Buchhandlung in Leipzig. 1912 heiratete er die Tochter des Verlegers Alfred Kröner. 1914–18 war er Oberarzt an der Westfront.
1914 veröffentlichte er in der Zeitschrift »Die Aktion« Gedichte, die sich gegen Nationalismus und Militarismus richteten und den Zustand des Menschen im Krieg beschrieben. 1915 erschienen sie gesammelt in »Gloria! Kriegsgedichte aus dem Feld«. Bis 1922 folgte fast jährlich ein Lyrikband von Klemm. 1920 war er prominent in dem Band »Menschheitsdämmerung« (Neuauflage 1959) vertreten, einem Überblick über die expressionistische deutsche Lyrik. Danach zog er sich aus dem literarischen Leben zurück.
1920 übernahm Klemm die Kommissionsbuchhandlung Carl Friedrich Fleischer, 1921 wurde er Geschäftsführer des Kröner Verlags. 1927 erwarb er die Dieterichsche Verlagsbuchhandlung, in der er die Reihe »Sammlung Dieterich« begründete und auch in der NS-Zeit klassische literarische und philosophische Werke herausgab. 1937 wurde er aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und musste aus dem Kröner Verlag ausscheiden.
In Leipzig beauftragten die Amerikaner Klemm 1945 mit dem Neuaufbau des Dieterich Verlages, einer Kommissionsbuchhandlung und einer Zweigstelle des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels von Wiesbaden aus. Quartier dafür gab es im Pariser Hof, Klemm lebte in der Steubenstraße. 1955 verkaufte er die »Sammlung Dieterich« an den Carl Schünemann Verlag in Bremen.
In Wiesbaden begann er wieder, Gedichte zu veröffentlichen – zu schreiben hatte er nie aufgehört. 1961 erschien sein Band »Aufforderung« von 1917, 1964 eine Sammlung aktueller Gedichte »Geflammte Ränder« in Darmstadt. Klemms Nachlass mit unveröffentlichten Gedichten auch aus der Wiesbadener Zeit befindet sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach.
Klemm liegt auf dem Südfriedhof begraben.
Literatur
Ortheil, Hanns-Josef: Wilhelm Klemm. Ein Lyriker der »Menschheitsdämmerung«, Stuttgart 1979.