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Kirchenbauten der Moderne - Katholische Kirchen

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Seit der Gründung des Bistums 1827 zählen alle katholischen Kirchen Wiesbadens zum Bistum Limburg, ausgenommen die katholischen Gotteshäuser in Amöneburg, Kastel und Kostheim. Sie gehören bis heute zum Bistum Mainz. Die Kirche St. Elisabeth und ihre Nebengebäude liegen inmitten des stark befahrenen Zietenrings. 1921–82 lag die Seelsorge in den Händen der dort ansässigen Franziskaner. Die 1936 geweihte Saalkirche, erbaut in der Formensprache funktionaler Sachlichkeit der 1920er-Jahre, setzt als erste katholische Kirche Wiesbadens die veränderten Ideen sakralen Bauens in räumliche Gestalt um. Sie wurde von Regierungsbaumeister Alfred Ludwig Wahl in Eisenskelettbauweise konzipiert. Ein hoher Turm lehnt sich an das Kirchenschiff an. Die Kirche erfuhr 1989/90 durch den Wiesbadener Architekten Klaus-Dieter Wolf einen grundlegenden Umbau. Die Neugestaltung des Altars ist eine Arbeit des Münchner Bildhauers Hubert Elsässer.

Die von dem Frankfurter Architekten Martin Weber entworfene Kirche St. Kilian wurde 1937 geweiht und ersetzt zwei Vorgängerbauten aus den Jahren 1905 und 1921. Letzterer hatte gegen Ende des Krieges als Mannschaftsbaracke 15 des Dulag Luft Wetzlar, einem Durchgangslager der Luftwaffe für westalliierte Kriegsgefangene, gedient und bildet nun das Grundgerüst des nördlichen Seitenschiffs. Im Turm befinden sich übereinander Taufkapelle, Sänger- und Orgelempore. Das asymmetrische Raumvolumen überhöht eine Rabitzdecke. Das Kirchenbaukonzept Webers war es, wie er 1938 formulierte, »menschliche Räume für Christus zu schaffen«. Die Neugestaltung des Altarraumes im Jahre 1973 nach den Entwürfen des Wiesbadener Architekten Paul Johannbroer entsprach diesem Anliegen.

1938/39 wurde die katholische Kirche St. Birgid in Bierstadt nach Entwürfen des Diözesanbaumeisters Fritz Johannbroer als schlichter Saalkirchenbau errichtet. Das nach Kriegsschäden 1948 neu geweihte Gotteshaus wurde 1963 nach Plänen Paul Johannbroers, Bruder des zuvor genannten Architekten, in seinem Raumvolumen verdoppelt. Der Grundriss der jetzigen Kirche folgt einem Quadrat, dessen östliche abgerundete Ecke den Altarraum umfängt. Dieser erhielt 1987 seine heutige Gestalt. Die ehemalig nach Nordwesten weisende Chorapsis wird als Kapelle, der angebaute Turm als Eingangshalle genutzt. Bruchstein aus Sonnenberg bestimmt die Außenhaut des Gotteshauses.

Wie viele andere Städte nahm Wiesbaden in den Nachkriegsjahren zahlreiche Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten auf. Durch die große Zahl der Zuwanderer und Heimatvertriebenen wuchs der Bedarf an katholischen Kirchenbauten. Neben dem Wiederaufbau zerstörter Kirchen wie St. Georg in Kastel und St. Kilian in Kostheim entstanden schon 1954 die ersten sakralen Neubauten. So erhielt die kleine gotische Saalkirche St. Georg und Katharina in Frauenstein 1954 einen von Paul Johannbroer entwickelten, von einer hölzernen Tonnendecke überwölbten Neubau, der sich gleich einem Querriegel mit markantem Glockenturm hinter die alte Kirche legt, welche nun als Gemeindesaal dient. Ebenfalls 1954 wurde die neu erbaute Kirche Maria Hilf in Kostheim geweiht. Der Mainzer Architekt Franz Mertes entwarf ein modernes Kirchengebäude in eher traditioneller Formensprache. Eine geostete Saalkirche mit eingezogenem, erhöhtem Chor, einer schlichten Giebelfassade mit Eingang und darüber liegendem großen Fenster im Westen und einem der Südwestecke des Baus vorgelagerten Turm wurden als Mauerwerksbauten ausgeführt und mit flachen Satteldächern versehen. Die hervorgehobene Stellung des Altares wird durch die Lichtführung und die Ausstattung akzentuiert.

1956 wurde die Kirche Heilige Familie als neu errichtetes Gotteshaus der Gemeinde übergeben. Der schmucklose Entwurf von Martin Braunstorfinger brach mit den gewohnten Bauformen. Die Betonträger dieser Sakralarchitektur liegen offen, die Zwischenräume füllen Backsteinfelder, der Glockenturm steht frei. Braunstorfingers Architektur zielte auf Klärung und Vereinfachung der architektonischen Form. Den Altarraum erhellt seit 1964 ein großes von Johannes Beeck gestaltetes Fenster, das in den dominierenden Farben Rot und Blau die Verbindung des Göttlichen mit dem Menschlichen symbolisiert. Die zwischen 1986–93 durchgeführten Umbauarbeiten standen unter der Leitung des Frankfurter Architekten Franz-Josef Mühlenhoff.

1962–64 wurde als Filialkirche der Gemeinde Heilige Familie die Kirche St. Michael nahe des Südfriedhofs errichtet. Auch hier überhöht ein solitär stehender Glockenturm das auf rhomboidem Grundriss errichtete Gotteshaus. Ausführender Architekt war Paul Johannbroer. 1987 wurde die Marienkapelle vom Kirchenraum abgetrennt, zwei Jahre später der Altarraum erweitert. Der 1954 gegründete Rambacher Kapellenbauverein konnte 1963 den Bau der Kirche St. Johannes realisieren. Das aus Stahlbeton und Kalkstein errichtete Gotteshaus wurde zwei Jahre später durch einen frei stehenden Glockenturm ergänzt. 1965 wurde die Kirche St. Andreas geweiht. Das mit rotem Ziegelstein verkleidete Ensemble von Kirchengebäude, Gemeindezentrum und Pfarrhaus wurde von dem Architekten Hans Weber aus Amöneburg bei Marburg entworfen. Auf der Südostseite der Kirche steht südlich, mit ihr verbunden, ein hoher Glockenturm und nördlich die runde, ehemalige Taufkapelle. Die stützenlose Halle verkörpert die Idee des modernen Kirchenraums, des seit dem Ende der 1920er-Jahre entwickelten Konzepts des Einraums. Eine nur angedeutete Apsis betont den Altarbereich. Die pastellfarbene Ausmalung der Kirche erfolgte 1996 durch den Maler Friedrich Ernst von Garnier. Eine farbintensiv gestaltete niedrige Fensterfront nach einem Entwurf von Josef (Jupp) Jost, die das Martyrium des Kirchenpatrons darstellt, öffnet die gesamte östliche Seitenwand des Kirchenraums. 1965 konnte die Kirche Christ-König in Nordenstadt nach dreijähriger Bauzeit geweiht werden. Der mit einem Pultdach geschlossene und mit grauem Granit verkleidete Stahlbetonbau wurde nach Entwürfen Paul Johannbroers errichtet. Für die Verglasung war ein weiteres Mal Johannes Beeck verantwortlich; ausgeführt wurden die Arbeiten von Rudolf Maur aus Ahrweiler.

Schon von weither sichtbar, im Westen der Stadt, auf der Dotzheimer Höhe im Kohlheck, erhebt sich die markante Silhouette der Kirche Mariä Heimsuchung als »Fingerzeig Gottes«. 1960 wurde der Berliner Architekt Johannes Jackel mit dem Entwurf beauftragt. Die Kirche wurde 1963–66 errichtet. Über einem sternförmigen Grundriss richtet sich der Sakralraum in Gestalt zweier gegenläufig ineinander verschobener Dreiecke auf. Über der nach Osten ausgerichteten Sternspitze erhebt sich, der Stadt zugewandt, ein 41 m hoher Turm, der den Altarraum imposant überhöht. Die nördliche und die südliche Sternspitze nehmen die Marienkapelle und die Sakristei auf. Betritt der Besucher die Kirche von Westen, erschließt sich ihm die voluminöse Kraft des in großen Teilen in strukturiertem Sichtbeton gestalteten Innenraumes. Indem sich das Bodenniveau mit jedem Schritt spürbar absenkt, wird die sogartige Wirkung des hoch aufsteigenden Altarraums noch gesteigert. Selbst die Struktur der Verschalung der aufgehenden Betonwand, welche sich zu flachen Dreiecksformen verbindet, verstärkt den Eindruck einer Aufwärtsbewegung des Raumes. Sein stetes Licht erhält er durch die heute vollständig hell verglaste Westseite des Turms. Wie der Grundriss der Kirche über dem von zwei gleichseitigen Dreiecken gebildeten Davidstern die Idee der Trinität verkörpert, so ist der Aufriss der Kirche als marianisches »M« zu lesen. Mit dieser assoziativen Kraft ihrer plastisch zeichenhaft aufgefassten architektonischen Gestalt setzt die Kirche Mariä Heimsuchung im Stadtbild Wiesbadens einen starken städtebaulichen Akzent.

1967 wurde die Kirche St. Peter und Paul in Schierstein nach einem Entwurf von Johannes A. Traut fertiggestellt. Sie ersetzt einen historistischen Vorgängerbau von 1891. Die Außenhaut des Baus lässt durch ihre Wabenstruktur das Licht in das Innere des Raumes fließen. Im Grundriss folgt der Kirchenbau einer Parabel, deren Bogen den Altarraum umfängt. Schlanke Fenster in tiefer Laibung lenken das Licht auf den Opfertisch.

Der Stadtteil Gräselberg erhielt 1964 eine eigene katholische Pfarrei, St. Hedwig. Das Gemeindezentrum wurde ab 1967 vom Bruder des damals amtierenden Pfarrers Norbert Weber, dem Frankfurter Architekten Bernhard Weber, geplant und 1974 eingeweiht. Von außen betrachtet, tritt der Kirchenraum, auch Festsaal, kaum aus dem Ganzen des Gebäudekomplexes hervor. Durch Schiebewände, eine Erfindung Martin Webers, ist der Raum flexibel zu gestalten: So trennen sie zum einen eine Kapelle ab und zum anderen ermöglichen sie geöffnet die Erweiterung des Raumes je nach Zahl der versammelten Gläubigen. Das unter die Decke gespannte Rohrgestänge versinnbildlicht den Gedanken einer Gemeinde, die als Gemeinschaft von Pilgernden unterwegs ist. Das Gemeindezentrum St. Klara in Klarenthal wurde 1975 geweiht. Der multifunktionale weiträumige, nach Nordosten ausgerichtete Gebäudekomplex, der eine hölzerne Notkirche ersetzte, folgt ebenfalls einem Entwurf Bernhard Webers. Das Material Beton bestimmt außen wie innen nicht nur das konstruktive, sondern auch das optische Erscheinungsbild der Kirche.

Die Zahl der Katholiken wuchs ständig an, so dass bereits 1971 Weihbischof Walther Kampe die Errichtung eines Gemeindezentrums in Delkenheim angeregt hatte. 1977 wurde das Pfarrgemeindezentrum St. Stephan nach Plänen des Frankfurter Architekten Walter Nicol und des Ingenieurs Wolfram Nicol eingeweiht. Auch die Kirche Maria Aufnahme in Erbenheim wurde als »Mehrzweckzentrum« nach Plänen der Architekten Ernst und Gottlieb Studer sowie Joachim Naef, Zürich, als Teil eines Gebäudeensembles mit vielfältigem Nutzungsangebot errichtet. 1978 wurde das Gemeindezentrum eingeweiht. Es ist der dritte Bau an dieser Stelle. An den Vorgängerbau erinnert noch der Wetterhahn, der seinen neuen Platz jetzt vor dem modernen Gemeindezentrum gefunden hat. Die äußere Gestaltung in Form umlaufender farbiger Bänder greift die Farbtöne der umliegenden profanen Bebauung auf. Die Ausstattung der Kapelle oblag dem Bildhauer Robert Lienhard aus Winterthur.

Nachdem die Kirche St. Josef in Dotzheim der Bombennacht des 02.02.1945 zum Opfer gefallen war, wurden ihre Überreste unter Leitung des Architekten Paul Johannbroer zu einem sachlichen Neubau mit geradem Chorschluss ergänzt. Ab 1951 wurde der Kirchenraum vergrößert, ein Gemeinderaum und ein neuer Turm hinzugefügt. 1975 beschloss der Verwaltungsrat den Neubau eines Gemeindezentrums nach Plänen des Züricher Architekten Justus Dahinden. Das 1979 geweihte Gotteshaus besitzt eine zeltartige Gestalt; ein »Turm« mit Glockenkammer ist in den Kirchenbau integriert. Auf direkten Lichteinfall wurde bewusst verzichtet: Alle größeren Glasflächen sind vor der Betonwand des Turms angeordnet, was zu einer gedämpften, meditativen Raumwirkung beiträgt. Innen und Außen werden miteinander verbunden. So entsprechen sich die Bodenbeläge beider Bereiche, auch wurde auf farbiges Glas verzichtet. Am 25.08.1991 wurde das von dem Frankfurter Architekten Franz-Josef Mühlenhoff konzipierte Gemeindezentrum St. Elisabeth in Auringen geweiht. Die 1963 errichtete »alte Kirche« dient heute als Vereinshaus.

Literatur

Hollingshaus, Markus Frank: 100 Jahre Katholische Kirche in Dotzheim (nach der Reformation). 90 Jahre Katholischer Kirchenchor St. Josef, Wiesbaden 2002.

Walle, Heinrich: Gemeindebildung vom Altartisch her. Leben und Werk des Kirchenbaumeisters Martin Weber (1890–1941). In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, Bd. 53, 2001 [S. 365–390].

Wermelskirchen, Ludwig (Hrsg.): Kirchengemeinde Mariä Heimsuchung Wiesbaden Dotzheim, Wiesbaden 1967.

Wittmann-Englert, Kerstin: Zelt, Schiff und Wohnung. Kirchenbauten der Nachkriegsmoderne, Lindenberg im Allgäu 2006.

Wolf, Stefan G.: Kirchen in Wiesbaden. Gotteshäuser und religiöses Leben in Geschichte und Gegenwart, Wiesbaden 1997.

Mariä Heimsuchung, Wiesbaden-Kohlheck, 1966 wiesbaden.de/ Stadtarchiv Wiesbaden, F001-2010, Urheber: Joachim B. Weber
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