Kaufhäuser
Artikel
1883 gründeten Julie und Seligmann Blumenthal das Kaufhaus »S. Blumenthal & Co.« in der Kirchgasse 49, dem Eckhaus zur Schulgasse. Ab 1904 residierte das Warenhaus in dem Neubau Kirchgasse 39–41 und avancierte zum damals größten und elegantesten Kaufhaus von Wiesbaden. 1920 beschäftigte die Familie Blumenthal ca. 250 Mitarbeiter. 1935 musste das Kaufhaus aufgrund von Boykottmaßnahmen von den jüdischen Besitzern aufgegeben werden. 1948 übernahm Karstadt das Gebäude mit dem Warenhaus.
1892 eröffnete Julius Bormass sein Kaufhaus auf dem Mauritiusplatz, mit einem Angebot vor allem für Bekleidung, Bett- und Kurzwaren. Das im Jugendstil errichtete Kaufhaus schloss die Südseite des Platzes ab und beherrschte die Straßenecke Kirchgasse/Schulgasse. Auffallend war der »Globus« als krönender Aufsatz der abgerundeten Eckfassade. 1926 ging das Kaufhaus an die Firma Jasching und ein Jahr später an das Kaufhaus Lindemann & Co. über. 1929 fusionierte die Karstadt AG mit der Firma Lindemann & Co. 1932 erfolgte die Umfirmierung der Kaufhäuser in Karzentra. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlagnahmten die Amerikaner das Haus bis 1955. Danach erfolgte eine Umgestaltung und Modernisierung; 1964 wurde aus Karzentra durch Umfirmierung Karstadt. Vier Jahre später fiel das Gebäude der Spitzhacke zum Opfer. Das Gelände wurde der Stadt überlassen und der Mauritiusplatz umgestaltet.
Als drittes Warenhaus etablierte sich 1908 direkt neben Blumenthal in der Kirchgasse das Modehaus M. Schneider, erbaut durch den Architekten Martin Dülfer (1859–1942). 1954, nach dem Zusammenschluss mit Karstadt, wies dieses Kaufhaus an der Kirchgasse eine 72 m lange Front und zehn Schaufenster auf. 1957 erwarb Karstadt das Kaufhaus, das Haus Schulgasse 8 und 1964 die Nr. 4. 1965 kamen die Häuser Schulgasse 2, Kirchgasse 43 und Neugasse 6 mit der historischen Feuerwache von Felix Genzmer dazu. 1968 präsentierte sich Karstadt als größter Einzelhandelsbetrieb Wiesbadens mit fünf Geschossen auf dem Areal Kirchgasse 35–43 und dem Parkhaus an der Neugasse. Bei der Neugestaltung verschwanden die Bürgersteige in den neuen Arkaden. Die Fassade wurde 1987 und 2004 überarbeitet und Karstadt in die Schulgasse hinein verbreitert.
1949 eröffnete die Wiesbadener Filiale des Hertie (ursprünglich Unternehmen Hermann Tietz) »Volkswarenhauses« an der Ecke Kirchgasse/Luisenstraße ihre Räume. 1956 zog das Kaufhaus auf die gegenüber liegende Straßenseite der Kirchgasse. Die erste Erweiterung des Neubaus erfolgte 1961; bis 1972 breitete sich das Kaufhaus bis zur Schwalbacher Straße aus. Nach der Verbreiterung der Schwalbacher Straße entstand die Verbindungs-Glasbrücke zum gegenüberliegen Gebäude mit Geschäftsräumen und dem Parkhaus. 1994 übernahm Karstadt das Hertie Kaufhaus und 2006 begann der Um- und Neubau des gesamten Warenhaus-Areals zwischen Dotzheimer Straße und Kirchgasse zum Luisenforum, das am 02.09.2008 seine Pforten öffnete.
Seit 1955 gibt es das K. C. & A. Brenninkmeyer. 2005 wurde das Gebäude umgebaut, die Arkaden überbaut und die Fassade durch eine zeitgemäße Glaskonstruktion der neuen Wiesbadener Einkaufsstraße angepasst.
Bis 1967 stand an der Ecke Kirchgasse und Friedrichstraße das Kaufhaus Köster. 1967 eröffnete dort das Warenhaus Horten eine Filiale mit Verkaufsräumen bis zur Schwalbacher Straße. Die Fassade an der Schwalbacher Straße wurde von dem Architekten Egon Eiermann (1904–1970) entworfen. 1985–97 trug das Kaufhaus den Namen Carsch-Haus, bis nach seiner Umgestaltung die Galeria Kaufhof eröffnete. ´
1971 kaufte die Kaufhalle AG die Häuser Langgasse 5, 7 und 9 und weitere in der Wagemannstraße und ließ sie für einen Neubau abreißen. Im Mai 1973 fand die Eröffnung der »modernsten Kaufhalle der Bundesrepublik« statt. 1999 wurde aus der Kaufhalle die Sportarena, die 2017 schloss.
Literatur
Sigrid Russ, Bearb., Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Wiesbaden I.1 – Historisches Fünfeck. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Stuttgart 2005 [S. 119 f.].
Weichel, Thomas: Wiesbaden 1870–1918, Erfurt 1998 [S. 61].
Wiesbadener Leben 10/1968 [S. 21].
Zeitungsausschnittsammlung Stadtarchiv Wiesbaden, "Kaufhäuser".
-
Kiesow, Gottfried
Architekturführer Wiesbaden. Die Stadt des Historismus, Bonn 2006. [S. 101].