Karst, Ludwig
Karst, Ludwig
Pädagoge, Schulleiter
geboren: 05.01.1879 in (Bad) Kreuznach
gestorben: 09.04.1934 in Wiesbaden
Artikel
Karst legte am Gymnasium in (Bad) Kreuznach 1897 die Reifeprüfung ab, studierte kurzzeitig Medizin (der Vater war Arzt), wandte sich dann aber den Naturwissenschaften und der Philosophie zu. 1904 bestand er in Berlin das Staatsexamen in den Fächern Philosophie, Mathematik, Physik und Chemie für das Lehramt an höheren Schulen mit Auszeichnung. Seine Seminarzeit absolvierte er an den Gymnasien Landsberg an der Warthe, Neuruppin und am Luisengymnasium in Berlin. 1907 wurde er zum ersten Oberlehrer am Realgymnasium mit Realschule in Lichtenberg (heute: Theater an der Parkaue in Berlin-Lichtenberg) ernannt und leitete die Schule 1914/15 als stellvertretender Schulleiter allein verantwortlich. 1908 heiratete er in Berlin Pauline Emilie Luise Schüler. Die Ehe blieb kinderlos. Von Oktober 1915 bis zum April 1928 war Karst Direktor des Realgymnasiums in Neiße, wo die späteren Professoren Bernhard Grzimek (1928), Leiter des Frankfurter Zoos von 1945 bis 1974, und der Chemiker Konrad Ernst Bloch (1930), der 1964 den Nobelpreis erhielt, die Reifeprüfung ablegten.
1928 wurde Karst als Oberstudiendirektor zum Leiter der Riehlschule in Wiesbaden-Biebrich ernannt. Die Ernennung eines Katholiken zum Direktor der Schule löste in der evangelischen Kirchengemeinde in Biebrich heftige Reaktionen aus – man sah den protestantischen Glauben in Gefahr. Die Riehlschule wurde 1932 mit der Städtischen Oberrealschule am Zietenring zusammengelegt. Karst verband Verwaltungserfahrung mit fachlichem Können und pädagogischem Geschick, so dass er sowohl bei den Lehrern als auch bei seinen Schülern hohes Ansehen genoss.
Auf Grund seiner demokratischen Haltung und seiner Versuche, die Schule der politischen Einflussnahme zu entziehen, wurde er in den Osterferien 1934 von den Nationalsozialisten seines Amtes enthoben und zum Studienrat degradiert. Er nahm sich daraufhin das Leben. Karst lebte zuletzt am Kaiser-Friedrich-Ring 63. Das Grab auf dem Südfriedhof (Abteil A 16 – innerhalb, Grab Nr. 139–140) wurde 1987 aufgelassen.
Literatur
Archiwum Panstwowe w Opulu, Akta miasta Nysy, Sign. 1259 [S 12–205].
Chronik Wilhelm Heinrich-von-Riehl-Schule 1910–1985. In: Kollegium der W.-H.-v. Riehl-Schule (Hrsg.), Wilhelm-Heinrich-von-Riehl-Schule 1910–1985 [Festschrift 1985] [S. 37–65].
Centralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen 1928 [S. 243].
Karst, Ludwig: Lineare Funktionen und Gleichungen. In: Wiss. Beilage zum Jahresbericht des Realprogymnasiums i. E. nebst Realschule i. E. zu Lichtenberg bei Berlin, Ostern 1909.
Tischbier, Paul: Hundert Jahre Realgymnasium Neisse. Ein Beitrag zur Geschichte des Bildungswesens in Schlesien, 2. Aufl., Neisse 1932 [S. 50–54].