Karl Wilhelm Fürst zu Nassau-Usingen
Karl Wilhelm Fürst zu Nassau-Usingen
geboren: 09.11.1735 in Usingen
gestorben: 17.05.1803 in Biebrich
Artikel
Als Sohn des Fürsten Karl zu Nassau-Usingen und der Prinzessin Christiane Wilhelmine von Sachsen-Eisenach lebte Erbprinz Karl seit 1744 in Schloss Biebrich und erhielt seine Ausbildung in Utrecht und Frankreich. 1775 folgte er seinem Vater in der Regierung des Fürstentums Nassau-Usingen mit Residenz in Biebrich.
Wiesbaden förderte er mit Blick auf eine Belebung des Kurbetriebs. 1778 ließ er eine Polizei-Verordnung zur Benutzung des Herrschaftlichen Gartens am Wiesenbrunnen vor dem Sonnenberger Tor ergehen. Unter seiner Regierung verkündete der Wiesbadener Stadtrat 1781 eine detaillierte Verordnung zur Regelung des Badebetriebes. Zwischen 1785–89 ließ er an Stelle des alten Hospitalgebäudes am Kochbrunnen ein neues Armenhospital errichten. Zur allgemeinen Spielbank kam 1777 eine Konzession zu einem besonderen jüdischen Hasardspiel hinzu. Karl ermöglichte den Reformierten und Katholiken den Gottesdienst in Wiesbaden, machte den römisch-katholischen Bürgern der Stadt 1800 besondere Zugeständnisse und gestattete ihnen neben der Ausübung des Gottesdienstes die Errichtung einer eigenen Pfarrei und eines Bethauses, jedoch ohne Turm, im Hof des von ihnen angekauften Gasthauses »Zum Rappen« in der Marktstraße.
Als die Nassau-Saarbrücker Linie ausstarb, fielen Karl auch die Erbansprüche auf die saarländischen Besitzungen des Hauses Nassau zu. Während seiner Regierungszeit erlebte Wiesbaden die französischen Revolutionskriege mit Durchzügen, Einlagerungen und Hauptquartieren, welche auch Karl, der von Biebrich nach Idstein geflohen war, manchmal in finanzielle Schwierigkeiten brachten. Als im Zuge der französischen Expansionskriege die linksrheinischen Landesteile verloren gingen, wurde er durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 durch säkularisierte Gebiete reich entschädigt. Nur wenige Tage vor seinem Tod erließ er eine Bekanntmachung, welche die bauliche Neugestaltung und Erweiterung Wiesbadens in die Wege leitete.
Karl, der sich 1760 mit Gräfin Caroline Felicitas von Leiningen-Heidesheim vermählt hatte, wurde in Usingen beigesetzt.
Literatur
Even, Pierre: Dynastie Luxemburg-Nassau. Von den Grafen zu Nassau zu den Großherzögen von Luxemburg. Eine neunhundertjährige Herrschergeschichte in einhundert Biographien, Luxemburg 2000 [S. 60 f.].
Müller-Werth, Herbert: Geschichte und Kommunalpolitik der Stadt Wiesbaden unter besonderer Berücksichtigung der letzten 150 Jahre, Wiesbaden 1963 [S. 73 f.].