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Kahn (Lippmann), Leo (Elieser)

Kahn (Lippmann), Leo (Elieser)

Rabbiner

geboren: 07.09.1842 in Sulzburg (Baden)

gestorben: 28.10.1936 in Wiesbaden


Artikel

Der Spross einer alten Rabbinerfamilie studierte in Karlsruhe, Würzburg und Berlin bei den Rabbinern Landberger und Hildesheimer. Der orthodoxe Rabbiner Dr. Israel Hildesheimer erkannte die Fähigkeiten Kahns und ermunterte ihn 1869, in Wiesbaden eine »Religionsgesellschaft« zu gründen.  

Die liberale jüdische Gemeinde Wiesbadens war geprägt durch den Reformrabbiner Abraham Geiger und den Stadt- und Bezirksrabbiner Samuel Süßkind. Die traditionsorientierten Juden lehnten nicht nur die Orgel in der Synagoge ab, sondern kämpften vor allem um einen traditionellen Religionsunterricht. Mit Kahn hatten sie nun einen Mentor, der rund 50 Schüler gegen den Willen des Gemeindevorstandes unterrichtete. Schließlich erhielt er auch offiziell die Erlaubnis zur Einrichtung einer traditionellen »Schul« (mit Schlafräumen) und sorgte für die Errichtung einer Mikwe, einer koscheren Bäckerei sowie einer Metzgerei.

Kahn kämpfte drei Jahre lang um die Genehmigung zur Gründung einer eigenständigen orthodoxen Gemeinde, die er nach der Verabschiedung des preußischen »Austrittsgesetzes« 1876 erhielt. Die neu gegründete »Altisraelitische Gemeinde zu Wiesbaden« eröffnete einen Friedhof (Hellkundweg) und eine Synagoge (Friedrichstraße).

In dem »Verein zur Erhaltung des Schabbos« oder in der »Freien Vereinigung für die Interessen des orthodoxen Judentums« war Kahn fördernd oder führend tätig. Zudem wurde er Ehrenvorsitzender der »Orthodoxen Rabbinischen Vereinigung Deutschlands«. In Wiesbaden prägten Respekt und Zusammenarbeit das Verhältnis zwischen liberaler Einheitsgemeinde und Orthodoxie.

Kahn, der älteste amtierende Rabbiner Deutschlands, verstarb nach 66 Amtsjahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg brachten die Schweizer Nachkommen eine Gedenktafel in der heutigen Synagoge in der Friedrichstraße an.

Literatur

Kahn, Bezalel: Citadel of Splendor, New York 1995.

Kahn, Leo: Zur Geschichte der altisraelitischen Kultusgemeinde zu Wiesbaden (o.O., o. J.).

Kahn, Ludwig David: Die Familie Kahn von Sulzburg/Baden, Basel 1963.

Sammlung Bembenek.