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Jäger, August Friedrich

Jäger, August Friedrich

Jurist, Regierungspräsident

geboren: 21.08.1887 in Diez

gestorben: 17.06.1949 in Posen (Polen)


Artikel

Jäger, Sohn des Bierstädter Pfarrers Anton Jäger, studierte Jura, diente als Oberleutnant im Ersten Weltkrieg und wurde 1926 Landgerichtsrat in Wiesbaden.

Mit besonderer Aggressivität betrieb er nach 1933 die Gleichschaltung der Landeskirche Hessen-Nassau im Sinn der NSDAP – die Kirche hatte ihm ein paar Jahre zuvor bei seiner Scheidung erhebliche Schwierigkeiten bereitet. 1933 wurde Jäger Mitglied der NSDAP. Rechtsanwalt Wilhelm Stuckart unterstützte seinen Aufstieg. Zunächst wurde Jäger Staatssekretär im Innenministerium und Wiesbadener Kreisleiter der Deutschen Christen (DC), kurze Zeit später »Staatskommissar aller preußischen Kirchen« und Ministerialdirektor. Während des 3. Landeskirchentages wurde unter Jägers maßgeblichem Einfluss im Landeshaus der Arier-Paragraph für Pfarrer verabschiedet. Die von Jäger vorangetriebene Eingliederung aller Landeskirchen im Reich nach dem »Führerprinzip« scheiterte am Widerstand der württembergischen und der bayerischen Landeskirchen. Hitler wurde des »Theologengezänks« überdrüssig und entzog der teilweise gescheiterten Bewegung der Deutschen Christen sein bisheriges Wohlwollen. Jäger hatte den Bogen überspannt und breiten Widerstand produziert. Am 29.09.1934 musste er als Rechtswalter der Deutschen Evangelischen Kirche (DEK) in den Ruhestand gehen.

1938 trat Jäger, inzwischen Senatspräsident am Berliner Kammergericht (Politischer Strafsenat), aus der Kirche aus. Bei Kriegsbeginn ernannte ihn sein alter Gönner Staatssekretär Stuckart zum stellvertretenden Chef der Zivilverwaltung beim Militärbefehlshaber Posen. 1940 wurde er dort Regierungspräsident und Stellvertreter des Reichsstatthalters Greiser für den »Reichsgau Posen«, in dem 4,6 Millionen Menschen lebten. Für die »Germanisierung des Warthegaus« wurden Juden und Polen vertrieben, das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) und das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) errichtet. Aus dem Lebensbornheim Bad Polzin (Połczyn Zdrój) kamen geraubte Kinder in die Adoptionsstelle im Landeshaus in Wiesbaden. Über eine Millionen Menschen wurden in dem Gebiet, für das Jäger einer der Hauptverantwortlichen war, systematisch ermordet oder vertrieben. Nach Kriegsende flüchtete Jäger unter falschem Namen nach Westdeutschland. Nach seiner Verhaftung wurde er nach Polen ausgeliefert und 1949 dort hingerichtet.

Literatur

Bembenek, Lothar: Täter als Nachbarn, Wiesbaden 2010 (Manuskript, Sammlung Bembenek).

Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007.