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Hundeshagen, Helfrich Bernhard

Hundeshagen, Helfrich Bernhard

Jurist, Bibliothekar, Kunsthistoriker, Architekt

geboren: 18.09.1784 in Hanau

gestorben: 09.10.1858 in Endenich bei Bonn


Artikel

Hundeshagen, Sohn eines hessisch-hanauischen Regierungs- und Hofgerichtsrates, studierte 1802–06 Rechtswissenschaft in Marburg und Göttingen und trieb darüber hinaus philosophische, philologische und naturwissenschaftliche Studien. Seit 1806 Hofgerichtsadvokat in Hanau, widmete er sich nun auch kunsthistorischen Themen.

Im Dezember 1812 zog er nach Wiesbaden, wurde im Juni 1813 Bibliothekar der neu gegründeten öffentlichen Bibliothek und unterrichtete gleichzeitig als Lehrer für Topografie und Fortifikationswesen an der Militärschule.

1815 wurde Hundeshagen, ein begabter Zeichner, von Herzog Friedrich August zum Mitglied des Baupolizeiamtes berufen. Im Februar 1817 legte er der Regierung einen Plan zu einem als Stich herauszugebenden topografisch-architektonischen Grundriss der Stadt Wiesbaden im Maßstab 1 : 2400 vor. Doch wurde er aufgrund zahlreicher Konflikte mit Kollegen und Untergebenen, verursacht durch seine Selbstüberschätzung und daraus resultierender Unverträglichkeit, am 04.12.1817 aus den nassauischen Diensten entlassen. Von seiner Hand erhalten sind Pläne für den Ausbau der Plätze vor dem Sonnenberger Tor und dem Stumpfen Tor am Michelsberg, für eine neue Kochbrunnenfassung und für eine ganze Reihe von Wohnhäusern, außerdem Zeichnungen verschiedener bestehender Gebäude in Wiesbaden, Mainz und Umgebung.

1816 entdeckte und erwarb Hundeshagen in Mainz die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Oberschwaben entstandene, fast vollständige Handschrift des Nibelungenliedes, den später sogenannten Hundeshagenschen Kodex. Mit 37 kolorierten Federzeichnungen handelt es sich um die einzige erhaltene durchgängig bebilderte Handschrift der Sage, heute im Besitz der Staatsbibliothek in Berlin.

Nach seiner Entlassung zog Hundeshagen 1818, von Herzog Wilhelm zu Nassau noch bis Ende 1824 finanziell unterstützt, zunächst nach Mainz, später nach Bonn, wo er 1820–24 als »Privatdozent für theoretische und praktische Baukunst« an der Universität und als freischaffender Baumeister Fuß zu fassen versuchte. Er verfasste Schriften baukünstlerischen und bauhistorischen Inhalts, darunter eine erst 1943 veröffentlichte architektonische Aufnahme des Doms zu Mainz aus dem Jahr 1819. Bereits 1820 hatte ihm die Universität Heidelberg die Ehrendoktorwürde verliehen.

Das letzte Jahrzehnt seines Lebens verbrachte er wegen krankhaften Größenwahns in der privaten Heil- und Pflegeanstalt in Endenich bei Bonn.

Literatur