Herzfeld-Brüder
Heartfield, John (Herzfeld, Helmut)
Grafiker, Fotomontagekünstler
geboren: 19.06.1891 in Berlin-Schmargendorf
gestorben: 26.04.1968 in Berlin (Ost)
Herzfelde, Wieland (Herzfeld, Wieland)
Verleger, Schriftsteller
geboren: 11.04.1896 in Weggis (Schweiz)
gestorben: 23.11.1988 in Berlin (Ost)
Artikel
Die Familie des Schriftstellers Franz Held (Herzfeld) lebte seit 1895 in der Schweiz, dann in Aigen bei Salzburg, weil der Vater wegen Gotteslästerung zu einer Haftstrafe verurteilt war. 1899 verschwanden die Eltern, die Kinder kamen zu einer Pflegefamilie. Helene Heuß, eine Schwester der Mutter, holte Wieland und Helmut 1905 zu sich nach Wiesbaden. Helmut begann eine Lehre in der Buchhandlung ihres Mannes Heinrich Heuß, Wieland besuchte hier das Gymnasium. Die Brüder wurden in Pension gegeben, Wieland wuchs in zwölf verschiedenen Pflegefamilien heran.
Beide begannen, Gedichte zu schreiben und Autoren wie Jean Paul und Novalis zu studieren. Der Kunstmaler Hermann Bouffier, Leiter der städtischen Mal- und Modellierschule, erkannte Helmuts Talent und gab ihm Unterricht. Das genügte diesem jedoch nicht, er fuhr heimlich nach München und studierte dort 1908–11 an der Kunstgewerbeschule.
Wieland korrespondierte mit der Dichterin Else Lasker-Schüler und veröffentlichte erste Texte in der Zeitschrift »Die Aktion«. Am 12.08.1914 machte er das Kriegsabitur und meldete sich freiwillig als Sanitätssoldat.
Beide Brüder gingen nach Berlin, fanden Kontakt zu politisch engagierten Künstlern und Literaten. 1916 traten sie gemeinsam mit der Monatsschrift »Neue Jugend« an die Öffentlichkeit, um aktiv gegen den Krieg zu wirken. Hier druckten sie Else Lasker-Schülers Roman »Der Malik« ab, dessen Titel sie für ihren 1917 gegründeten Malik-Verlag übernahmen. Die Publikation von oppositioneller Literatur, politischen Schriften und George Grosz’ Mappenwerken führte immer wieder zu Konflikten mit der Justiz. Wieland kümmerte sich um das Verlagsgeschäft, Helmut, der sich aus Protest gegen den anti-britischen Nationalismus in Deutschland John Heartfield nannte, gestaltete Buchumschläge und Grafiken. Zum Jahreswechsel 1918/19 traten die Brüder Herzfeld sowie George Grosz der gerade gegründeten Kommunistischen Partei Deutschland bei. 1920 erschienen die drei auf der »Ersten Internationalen Dada-Messe« in Berlin. In seinem Buch »Tragigrotesken der Nacht: Träume« (1920) beschreibt Herzfelde auch Träume, die sich auf Wiesbaden beziehen, so erwähnt er Bierstadt und Klarenthal. Heartfield wirkte als Bühnenbildner und wurde 1930 Mitarbeiter der »Arbeiter-Illustrierten-Zeitung«, in der bis 1938 seine politischen Fotomontagen erschienen.
1933 flohen die Brüder nach Prag, wo Wieland Herzfelde die Verlagstätigkeit mit Werken von Ilja Ehrenburg und Bertolt Brecht fortsetzte. 1938 flohen sie weiter nach London, Heartfield blieb dort, Herzfelde emigrierte nach New York. 1949 wurde Herzfelde Professor für Literatur an der Universität Leipzig, auch Heartfield kam dorthin.
Beide Brüder wirkten für Verlage, Theater und Organisationen der DDR und zogen später nach Berlin um. Wieland Herzfelde schrieb Gedichte, Essays und Erzählungen, darunter sein Erinnerungsbuch »Immergrün. Merkwürdige Erlebnisse und Erfahrungen eines fröhlichen Waisenknaben« (1949, erweitert 1968), in dem er die prägende Wiesbadener Zeit ausführlich beschreibt.
Seit 1995 erinnert ein Denkmal in Wiesbaden an die Brüder Herzfeld (Herzfeld-Denkmal).
Literatur
Herzfelde, Wieland: Zum Klagen hatt’ ich nie Talent. Hrsg. von Elisabeth Trepte, Kiel 1996.
Töteberg, Michael: John Heartfield, Reinbek bei Hamburg 1978.