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Herrfurth, Hugo

Herrfurth, Hugo

Evangelischer Pfarrer

geboren: 24.09.1894 in Mainz

gestorben: 28.09.1973 in Dillenburg


Artikel

Herrfurth studierte evangelische Theologie und besuchte das Predigerseminar in Friedberg. 1921 wurde er Pfarrassistent in Mainz, 1922 folgte Dalheim (Rheinhessen). Ab 1928 wirkte er als Jugendpfarrer in Mainz, ab 1931 als Pfarrer in Rodenbach bei Büdingen. Wegen seiner antinazistischen Gesinnung wurde er 1935 amtsenthoben, konnte aber in Gießen noch promovieren.

1941 wurde er Pfarrer in Dillenburg. Dort leitete er erste öffentliche musikalische Veranstaltungen mit dem örtlichen Kirchenchor, Mitgliedern des Städtischen Orchesters aus Gießen und Gesangssolisten aus Frankfurt, wobei unter anderem Händels »Messias« sowie Haydns »Jahreszeiten« und »Schöpfung« zur Aufführung kamen.

Großes persönliches und soziales Engagement zeigte er in der Nachkriegszeit zur geistlichen Stärkung der Menschen und zugunsten des damaligen Evangelischen Hilfswerkes.

1951–64 war Herrfurth Pfarrer in Wiesbaden an der Ringkirche; zugleich gab er Religionsunterricht an der Oranien- und Gutenbergschule. Um das theologische Wissen über das Evangelium und die kirchliche Bindung an die Heilige Schrift zu stärken, begründete er mit dem Schülerbibelkreis eine engagierte Jugendarbeit in der Kirchengemeinde und organisierte Freizeiten in die Region sowie jährliche Ferienfahrten in die Berge und an die See.

Seine Liebe zur Musik und die Offenheit gegenüber Jugendlichen führten 1960 zur Gründung des Wiesbadener Knabenchores. Mit hohem persönlichem Engagement hat er den Chor in Wiesbaden nach mitteldeutschem Vorbild etabliert und bis 1964 selbst geleitet; schon vorher hatte er die großen Knabenchöre der DDR nach Wiesbaden eingeladen: die Thomaner aus Leipzig und Kruzianer aus Dresden.

Bemerkenswert für sein vielseitig engagiertes Leben war, dass er – selbst unverheiratet und kinderlos – schon in Dillenburg in der Nachkriegszeit mehrere Waisenjungen als Pflegesöhne aufnahm und großzog.

Literatur

Hagestedt, Lutz (Hrsg.): Deutsches Literatur-Lexikon – Das 20. Jahrhundert, Bd. 17 Berlin 2011.

Renkhoff, Otto: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, 2. Aufl., Wiesbaden 1992 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 39) [S. 307].