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Gensicke, Hellmuth

Gensicke, Hellmuth

Historiker, Archivdirektor

geboren: 29.06.1917 in Alpenrod (Westerwald)

gestorben: 17.03.2006 in Wiesbaden


Artikel

Der Sohn eines Pfarrers begann ein Studium der Geschichte, Germanistik, historischer Hilfswissenschaften und evangelischen Theologie in Marburg, Königsberg, Bonn und Berlin, das er jedoch wegen des Kriegsausbruchs nicht beenden konnte. Gensicke wurde eingezogen und im Februar 1944 so schwer verwundet, dass sein rechtes Bein amputiert werden musste. Er erlebte das Kriegsende im Lazarett in Darmstadt und nahm zum Wintersemester 1945/46 sein Studium in Marburg wieder auf. Seine Untersuchung »Landesgeschichte des Westerwaldes« wurde 1947 als Dissertation angenommen und zählt zu den Standardwerken der nassauischen Landesgeschichte.

Nach dem Staatsexamen für das höhere Lehramt besuchte er als Externer den ersten Archivlehrgang nach dem Krieg an der Archivschule Marburg 1949/50, fand eine vorübergehende Beschäftigung am Landeskirchenarchiv in Speyer und erhielt 1953 eine feste Anstellung als Archivassessor am Hessischen Staatsarchiv Darmstadt. Sein eigentliches Ziel war aber das Hessische Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, wo die Quellen zur nassauischen Geschichte lagen. 1965 gelang ihm die Versetzung.

In Wiesbaden sorgte Gensicke für eine systematische Aufarbeitung und Verzeichnung der älteren Bestände, die seine frühere Heimat, den Westerwald und das mittlere Lahngebiet, betrafen. Gensicke war auch für die Ausbildung jüngerer Kollegen zuständig. Auch die Sicherung wichtiger Prozessakten der Nachkriegszeit ist Gensicke zu verdanken. 1978 wurde ihm die stellvertretende Leitung des Hauptstaatsarchivs übertragen.

Seit 1949 gehörte er dem Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung an, zeitweise als zweiter Vorsitzender. Er wurde 1951 in die Historische Kommission für Nassau, 1955 in die für Darmstadt und 1969 auch in die Historische Kommission für Hessen gewählt. 1978–87 war er Vorsitzender der Familienkundlichen Gesellschaft für Nassau und Frankfurt. Sein Schriftenverzeichnis umfasst rund 500 Titel. Zu zwei großen Vorhaben, einem nassauischen Pfarrerbuch und einem historischen Ortslexikon von Nassau, hat er umfangreiche Vorarbeiten geleistet.

Unter seinen zahlreichen Ehrungen ist die Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande der Bundesrepublik Deutschland 1986 hervorzuheben.

Literatur

Eiler, Klaus: Nachruf Hellmuth Gensicke. In: Nassauische Annalen 118/2007 [S. 555–557].