Fischer, Theodor

Fischer studierte 1880–85 Architektur an der TH München bei August und Friedrich von Thiersch.

1886–89 war er im Reichstags-Baubüro von Paul Wallot in Berlin tätig, dann als freischaffender Architekt in Dresden. 1893–1901 war er Vorstand des neu geschaffenen Stadterweiterungsamts München und stellte einen Generalbebauungsplan auf, der bis 1939 als verbindlich galt. 1901–08 wirkte er als Professor für Bauentwürfe und Städteanlage an der TH Stuttgart. 1907 wurde er Mitbegründer und erster Vorsitzender des Deutschen Werkbunds. 1909–28 war er Professor für Baukunst und Städtebau an der TH München, parallel hatte er bis 1938 ein Architekturbüro im Vorort Laim, wo er wohnte.

Fischer kam vom Historismus und Jugendstil her, orientierte sich aber speziell an den Gegebenheiten vor Ort. 1907–12 entstand nach seinen Plänen das Hessische Landesmuseum in Kassel, 1909–13 das Kunstgebäude am Stuttgarter Schlossplatz.

1911 wurde Fischer mit den Planungen für das Wiesbadener Museum beauftragt. Fischer gestaltete den 1915 eröffneten Museumsbau als Abbild bürgerlicher Geisteshaltung in ihrer Ausrichtung an klassische Bildung. Das bereits von ihm geplante Goethe-Denkmal vor dem Eingang fasste diese Vorstellungen zusammen.

Neben den repräsentativen Bauaufgaben beschäftigte sich Fischer mit der Frage nach angemessenen Wohnverhältnissen. Er schuf in München-Laim 1911 komfortabel ausgestattete Reihenhaussiedlungen, die für breitere Bevölkerungsschichten gedacht waren. 1919–30 folgte im Norden Münchens mit der Siedlung »Alte Haide« eine erste Wohnungsanlage im Zeilenbau. Wichtige Spätwerke waren 1926 die evangelische Kirche in Planegg und 1927 das Ledigenheim im Münchener Westend.

Zu Fischers Schülern gehörten für das 20. Jahrhundert maßgebliche Architekten wie Erich Mendelsohn, Bruno Taut und Ernst May.

Jesberg, Paulgerd: Museum Wiesbaden. In: Neues Bauen in Wiesbaden 1900–1914, Wiesbaden 1984 [S. 157–180; 191–196].

Nerdinger, Winfried u. a.: Theodor Fischer: Architekt und Städtebauer, München 1988.