Thiersch, Friedrich von (geadelt 1897)
Thiersch, Friedrich von (geadelt 1897)
Architekt
geboren: 18.04.1852 in Marburg
gestorben: 23.12.1921 in München
Artikel
Der Enkel des bayrischen Schulreformers und Altphilologen Friedrich Thiersch (1784–1860) studierte 1868–73 Architektur an der TH in Stuttgart und arbeitete danach im Frankfurter Architektenbüro Mylius & Bluntschli. Er machte sich 1878 selbstständig und wurde an der TH München 1879 außerordentlicher und 1882 ordentlicher Professor.
Nach seinen Plänen wurde 1882–85 die Rheinbrücke zwischen Mainz und Kastel erbaut, die heutige Theodor-Heuss-Brücke. In München schuf er 1891–97 den Justizpalast, der ihn durch die Verbindung neubarocker Elemente mit einer modernen Glaskuppel berühmt machen sollte. 1897 wurde er zum Ritter ernannt und in den Adelsstand erhoben.
Im selben Jahr saß Thiersch in der Jury für den Wettbewerb um den Neubau des Wiesbadener Kurhauses. Als dieser kein befriedigendes Ergebnis brachte, wurde Thiersch 1902 selbst mit dem Entwurf beauftragt. Der Bau wurde in der enorm kurzen Zeit von zweieinhalb Jahren fertig, kostete aber statt der geplanten 3,15 Millionen ca. 6 Millionen Goldmark. Thiersch hatte, mit Zustimmung des Magistrats, den Einsatz von Edelmaterialien vorgesehen und alle Vorschläge zur Kostenreduzierung abgelehnt. Seine Entwürfe wurden von einer Vielzahl von Bildhauern, Malern, Dekorateuren und Kunsthandwerkern umgesetzt, die Thiersch meist aus München nach Wiesbaden holte. Am 11.05.1907 fand die Eröffnung statt.
In München baute Thiersch 1903–06 drei Isarbrücken und 1906–16 den Erweiterungsbau der TH, in Frankfurt 1907–09 die Festhalle, die mit ihrer 65 m breiten Kuppel als technisches Meisterwerk gilt.
Der Große Kurhaussaal trägt seit der Wiedereröffnung 1987 den Namen Friedrich-von-Thiersch-Saal.
Literatur
Marschall, Horst Karl: Friedrich von Thiersch. Ein Münchner Architekt des Späthistorismus 1852–1921, München 1982.
Nerdinger, Winfried: Das Kurhaus Wiesbaden – Ein wilhelminisches Gesamtkunstwerk. In: Neues Bauen in Wiesbaden 1900–1914, Wiesbaden 1984 [S. 73–87].