Fischer, Heinrich
Fischer, Heinrich
Buchhändler, Verleger, Bürgermeister
geboren: 29.01.1812 in Wiesbaden
gestorben: 20.06.1883 in Wiesbaden
Artikel
Fischer ließ sich als Buch- und Landkartenhändler in Wiesbaden nieder und gründete 1839 einen belletristischen Lesezirkel sowie im Juli 1847 zusammen mit dem Verleger Johann Wilhelm Ludwig Friedrich ein »Lesekabinett für Zeitungen von allgemeinem Interesse«, das »die besten politischen Zeitschriften in größter Auswahl« bot. 1848 war Fischer während der Revolution Mitherausgeber der »Freien Zeitung«. Er gehörte zu den Mitbegründern des Demokratischen Vereins in Wiesbaden. Am 15.01.1849 wurde Fischer der erste von der Bürgerschaft gewählte Bürgermeister und am 29.11.1854 auf Lebenszeit in diesem Amt bestätigt. Auf eigenen Wunsch ließ er sich durch Verfügung vom 12.07.1868 aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzen.
In seiner Amtszeit wurde Wiesbaden 1852 erstmals als Weltkurstadt bezeichnet. Seiner Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass die evangelische Hauptkirche am Markt errichtet wurde. Fischer hatte unter der Bevormundung durch die herzogliche Regierung zu leiden. 1859 rügte man ihn, weil er in den Wahlen zur Zweiten Kammer des Landtags für die Fortschrittspartei gestimmt hatte. 1863 erhielt er einen Verweis, weil er zugelassen hatte, dass der Gemeinderat sich für die Erhaltung des der Regierung missliebigen Zollvereins und für den Beitritt zum deutsch-französischen Handelsvertrag ausgesprochen hatte. Bürgermeister und Gemeinderat ließen sich jedoch nicht einschüchtern und vertraten weiterhin die Interessen des Handels, der Industrie und des Ackerbaus. Diesen Interessen diente auch die Nassauische Gewerbeausstellung 1863. Unter Fischer erlebte Wiesbaden das Ende des Herzogtums Nassau und die Eingliederung in das Königreich Preußen.
Literatur
Renkhoff, Otto: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, 2. Aufl., Wiesbaden 1992 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 39) [S. 192].
Struck, Wolf-Heino: Wiesbaden als nassauische Landeshauptstadt. Teil II: Wiesbaden im Biedermeier (1818–1866), Wiesbaden 1981 (Geschichte der Stadt Wiesbaden Bd. 5) [S. 52, 55, 189, 226].