Corvin-Wiersbitzki, Otto Julius Bernhard von (Pseudonym: Otto von der Weiden)
Corvin-Wierbitzki, Otto Julius Bernhard von (Pseudonym: Otto von der Weiden)
Publizist
geboren: 12.10.1812 in Gumbinnen (Ostpreußen)
gestorben: 01.03.1886 in Wiesbaden
Artikel
Corvin-Wierbitzki stammte aus einer polnisch-preußischen Aristokratenfamilie. Er schlug eine militärische Laufbahn ein und wurde mit zwölf Jahren in das Kadettenkorps zu Potsdam, 1827 in die Hauptkadettenanstalt in Berlin aufgenommen. Nach seiner Beförderung zum Leutnant wurde er einem Infanterie-Regiment in der Festung Mainz zugeteilt, von wo aus er das Wiesbadener Kurleben genoss. Unter dem Einfluss der französischen Julirevolution 1830 und des Hambacher Festes 1832 wandelte er sich zum liberalen Demokraten.
Die Verlegung in die kleine Grenzfestung Saarlouis, die Freundschaft mit liberalen Schriftstellern und nicht zuletzt die Liebe zur 16-jährigen Helene Cardini, seiner späteren Frau, veranlassten ihn 1835, den Offiziersberuf zu quittieren und sich fortan als Schriftsteller zu betätigen. Er wurde Herausgeber des ersten deutschen Tages-Jagd-Fachblattes »Der Jäger« und der Monatsschrift für Pferdezucht und Pferdesport »Der Marstall«. In Leipzig war er Mitbegründer des Leipziger Literatenvereins.
Er schloss sich liberaldemokratischen und antiklerikalen Kreisen an und begeisterte sich für die Revolution von 1848. Als Teilnehmer an der Badischen Revolution wurde er nach deren Scheitern 1849 zum Tode verurteilt, jedoch zu sechsjähriger Festungshaft begnadigt, die er in Bruchsal verbüßte.
Danach wirkte er als Journalist in England und Amerika und kehrte 1874 nach Wertheim am Main zurück. Im Oktober 1885 siedelte er nach Wiesbaden über, wo er kurz darauf starb. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Nordfriedhof.
Corvin-Wierbitzkis umstrittenes, viel gelesenes Hauptwerk war »Der Pfaffenspiegel – Historische Denkmale des christlichen Fanatismus« (1845), eine vernichtende Kritik am Christentum und insbesondere am Katholizismus. Weitere Werke waren unter anderem »Der niederländische Freiheitskrieg« (2 Bde. 1841/42), »Illustrierte Weltgeschichte für das Volk« (4 Bde. 1844–1851), »Aus dem Zellengefängnis. Briefe aus bewegter, schwerer Zeit« (1848–1856), »Die Geißler« (1860), »Aus dem Leben eines Volkskämpfers« (1861, 1871 unter dem Titel »Aus meinem Leben« erschienen).
Literatur
Renkhoff, Otto: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, 2. Aufl., Wiesbaden 1992 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 39) [S. 112].
Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 47, Leipzig 1903 [S. 531–538].