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Berlé, Marcus

Berlé, Marcus

Bankier

geboren:  etwa 14.10.1804 in Wiesbaden

gestorben: 06.05.1881 in Wiesbaden


Artikel

Eine jüdische Familie Berlé ist seit 1760 in Wiesbaden nachweisbar, als für Berle Isaac das Aufenthaltsrecht beantragt wurde. Marcus Berlé erhielt 1827 die Erlaubnis, sich als Glasermeister in Wiesbaden niederzulassen.

Er eröffnete 1829 ein Spiegel-, Glas und Porzellangeschäft in der Webergasse. 1829 heiratete er Henriette Goldschmidt aus Frankfurt. Diese brachte eine Mitgift in die Ehe, die es Berlé ermöglichte, aus seinem Geschäft ein Bankhaus zu machen. Der Fremdenverkehr und die Spielbank ließen das Bankhaus zum größten in Wiesbaden werden, auch der Herzog zu Nassau wickelte hierüber Transaktionen ab. Berlé war maßgeblich beteiligt am Bau der Taunuseisenbahn von Frankfurt nach Wiesbaden 1840.

1856 wurde das Bankhaus Berlé zum Pächter der Wiesbadener Spielbank. Die Bankiers erwirkten die landesherrliche Genehmigung zur Gründung einer »Anonymen Aktiengesellschaft zum Betriebe des Kuretablissements in Wiesbaden und Ems«. Die Aktiengesellschaft entwickelte sich zur Geldquelle für die Stadtkasse. Berlé wurde vom Herzog zum Geheimen Kommerzienrat ernannt. Seine Bemühungen führten zum Bau der Synagoge am Michelsberg, fertiggestellt 1869.

Nach der Schließung der Spielbank 1872 änderte sich der Charakter der Bankgeschäfte. Berlé gründete deshalb 1873 zusammen mit der deutschen Vereinsbank in Frankfurt die »Kommanditgesellschaft Marcus Berlé & Cie.« Firmensitz wurde 1879 ein Neubau in der ➞ Wilhelmstraße 38.

Berlé übernahm Ehrenämter in der Stadt und errichtete verschiedene Stiftungen.  Er wurde auf dem jüdischen Friedhof an der Schönen Aussicht begraben. Die Firma wurde von seinem Sohn Ferdinand Berlé (1835–1905) fortgeführt, der den Erweiterungsbau errichten ließ, dessen Eingangsbereich heute den Anfang der Wilhelm-Arcade bildet. Ferdinand Berlé trat zum christlichen Glauben über und wurde auf dem ➞ Nordfriedhof begraben.

Literatur

Bankhaus Marcus Berlé & Co. In: Die Weltkurstadt. Wiesbadener Monatsschrift für Kur- und Fremdenwesen, Gesellschaft, Kunst, Theater und Sport. Jg. 1911 [S. 193–204].

Herrmann, Albert: Gräber berühmter und im öffentlichen Leben bekanntgewordener Personen auf den Wiesbadener Friedhöfen, Wiesbaden 1928 [S. 558 f.].