Maschmeyer, Heinrich
Maschmeyer, Heinrich
Polizeidirektor, Widerstandskämpfer, Kommunalpolitiker
geboren: 14.06.1885 in Frankfurt-Oberrad
gestorben: 10.06.1945 im Wiesbaden
Artikel
1907 in den Polizeidienst der Stadt Offenbach eingetreten und 1913 zum Polizeikommissar befördert, nahm Heinrich Maschmeyer vom 1. August 1914 bis zum Schluss am Ersten Weltkrieg teil. Seit 1919 gehörte er der SPD an, seit dessen Gründung im Jahr 1924 auch dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Jene überparteiliche, freilich klar von der SPD dominierte Republikschutzorganisation verließ er wieder 1930, als er, inzwischen zum Polizeirat aufgerückt, nach Worms überwechselte, um dort das Amt des Polizeidirektors auszuüben.
Im März 1933 wurde Maschmeyer von den Nationalsozialisten festgenommen und im KZ Osthofen inhaftiert. Dort wurde er zusammen mit Wormser Kommunisten in eine Zelle gesperrt, auch mehrfach misshandelt und außerdem vorübergehend im örtlichen Amtsgerichtsgefängnis in Einzelhaft genommen. Während seiner Inhaftierung erlitt er einen ersten Herzinfarkt. Nachdem er bereits zuvor aus politischen Gründen beurlaubt worden war, erfolgte Mitte 1933 seine Entlassung aus dem Dienst, und zwar zunächst ohne Anspruch auf Ruhegehalt. Alsbald zog er nach Frankfurt am Main, 1934 schließlich nach Wiesbaden.
Den Lebensunterhalt für seine Familie und sich selbst bestritt er zeitweilig mit einem Lebensmittelgroßhandel. Obgleich seine Witwe Sofie Maschmeyer und ihre Tochter Hanni Vollmer 1945 im Fragebogen für die US-Militärregierung angaben, er sei zwar vom NS-Regime politisch verfolgt worden, nicht aber Mitglied einer verbotenen oppositionellen Partei oder Gruppierung gewesen, hatte Maschmeyer sich gleichwohl im Rahmen des vom einstigen hessischen Innenminister Wilhelm Leuschner und seinen Mitstreitern im gesamten Reichsgebiet geknüpften konspirativen Vertrauensleutenetzes sozialdemokratisch-gewerkschaftlicher Prägung antinazistisch betätigt.
Als Leiter des Wiesbadener Stützpunktes jener Widerstandsstruktur hatte er in ständiger Verbindung nicht zuletzt mit deren regionalen Anführern gestanden, so mit dem am 23. Januar 1945 wegen seiner Beteiligung am Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 hingerichteten früheren hessischen Staatsrat Ludwig Schwamb sowie mit dessen Freund und Verwandten, dem späteren rheinland-pfälzischen Innen- bzw. Sozialminister Jakob Steffan. Auch mit nichtsozialdemokratischen Oppositionskreisen, die im Falle des Gelingens des Staatsstreichs ebenfalls für die dann erforderliche politische Reorganisationsarbeit hätten herangezogen werden sollen, muss Maschmeyer hierorts Kontakt gehabt haben.
Jedenfalls engagierte er sich sofort nach Einmarsch der US-Truppen im unverzüglich als Vertretung der antinationalsozialistischen Kräfte gebildeten Aufbau-Ausschuss Wiesbaden, der in einer lokalen überparteilichen Widerstandsgruppe um den späteren CDU-Kämmerer Heinrich Roos wurzelte. Maschmeyers früher Tod war wohl eine Spätfolge seiner während der NS-Haft erlittenen Gesundheitsschädigungen. Seine Urne wurde im Familiengrab in Offenbach am Main bestattet. Das Stadtarchiv Wiesbaden bewahrt eine Materialsammlung über Heinrich Maschmeyer auf.