Kempf, Wilhelm
Kempf, Wilhelm
Katholischer Geistlicher, Bischof von Limburg
geboren: 10.08.1906 in Wiesbaden
gestorben: 09.10.1982 in Wiesbaden
Details
Kempf entstammte einer Lehrerfamilie; der Vater war Mittelschulrektor, die Mutter Tochter eines Lehrers. Nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium in Wiesbaden, wo er sich der katholischen Jugendbewegung Bund Neudeutschland anschloss, studierte er Theologie in Fulda, am Collegium Germanicum in Rom (Promotion 1928) und in Frankfurt/St. Georgen und wurde 1932 in Limburg zum Priester geweiht.
Es folgten Kaplanstellen in Höhn-Schönberg und Kloster Tiefenthal, in Dernbach und in Frankfurt, unterbrochen von einer dreijährigen Tätigkeit als bischöflicher Sekretär in Limburg. 1942 wurde er Pfarrer in Frankfurt/Hl. Geist, einer neuen Stadtrandgemeinde, die von seinem Vorgänger Dr. Georg Hörle und dessen Ideen zur liturgischen Erneuerung geprägt war.
1949 wurde Kempf von Papst Pius XII. zum Bischof ernannt und am 25.7.1949 durch Kardinal Josef Frings in Limburg konsekriert. Der Wiederaufbau nach dem Krieg, die Integration von Vertriebenen und der Bau vieler neuer Kirchen prägten den Beginn seiner Amtszeit. 1959 führte er die „Kreuzwoche“ ein, die bis heute die Limburger Kreuzreliquie in den Mittelpunkt eines „diözesanen Katholikentages“ stellt und identitätsstiftend für das soziologisch inhomogene Bistum wirken sollte.
Am Zweiten Vatikanischen Konzil nahm er als Untersekretär teil. Die Beteiligung und Mitsprache der Laien in der Kirche und eine Atmosphäre der Brüderlichkeit bildeten den so genannten „Limburger Stil“. Bestimmten Kreisen jedoch gingen diese Bestrebungen und auch seine Offenheit gegenüber liturgischen Neuerungen zu weit und der Bonner Nuntius Corrado Bafile bewirkte 1973 in Rom die Anstellung eines Koadjutors für Kempf, was faktisch einer Entmachtung des Bischofs gleichgekommen wäre. Das Vorhaben kam jedoch rechtzeitig an die Öffentlichkeit, die sich massiv für Kempf einsetzte und letztlich die Ausführung dieser Pläne verhinderte. Kempf wurde vor den römischen Kongregationen rehabilitiert und söhnte sich 1974 mit Bafile aus.
In der Bischofskonferenz war Kempf Mitglied der Kommission für publizistische Fragen und zuständig für die Kirchenmusik. 1981 wurde ihm das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband und die Ehrendoktorwürde der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen verliehen. Das 1984 eröffnete Tagungshaus des Bistums in Wiesbaden-Naurod trägt den Namen Wilhelm-Kempf-Haus. 1975 verlieh ihm die Stadt Wiesbaden die Ehrenbürgerwürde. Anlässlich seines 75. Geburtstages reichte er seinen Rücktritt ein, zog sich nach Wiesbaden zurück und starb bereits ein Jahr darauf. Er wurde in der Bischofsgruft des Limburger Doms beigesetzt.
Literatur
-
Gatz, Erwin (Hrsg.)
Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1945-2001, Berlin 2002. (S. 319-321)
-
Wolter, Hans (Hrsg.)
Testimonium Veritati. Philosophische und theologische Studien zu kirchlichen Fragen der Gegenwart. Festschrift für Bischof Wilhelm Kempf, Frankfurt 1971.