Sprungmarken

Hilf, Moritz

Eisenbahningenieur

geboren: 14.12.1819 in Limburg
gestorben: 16.10.1894 in Wiesbaden


Details

Neben Edmund Heusinger von Waldegg war Moritz Hilf der bedeutendste Eisenbahningenieur und -erbauer des Nassauer Landes. In Limburg als Sohn eines Bäckermeisters geboren, war er Wiesbaden seit 1855 bis zu seinem Tod verbunden. Nach der Schulzeit verschrieb er sich ganz dem Eisenbahnbau. Gesicherte Informationen sind selten, da sein Nachlass im Bombenkrieg in Krefeld vernichtet wurde.

Prof. Karl Friedrich Walbrach konnte ermitteln, dass Hilf beim Bau der Taunusbahn Frankfurt am Main – Wiesbaden als junger Techniker und Geometer bei einem ausgezeichneten „Lehrmeister“, dem Eisenbahnbauer Paul von Denis, tätig war, der 1835 die erste deutsche Eisenbahn geplant und gebaut hatte. 1842/44 studierte Moritz Hilf am Polytechnikum in Karlsruhe. Von Denis berief ihn 1845 als so genannten „Sektionsingenieur“ nach Neustadt a. d. Weinstraße.

Mittlerweile waren die Fähigkeiten Hilfs auch in der Heimat wahrgenommen worden. Herzog Adolf von Nassau „entlieh“ Hilf deshalb bei Paul von Denis. Denn es stellte sich heraus, dass die Gesellschaften, die die rechtsrheinische Bahn sowie die Lahnbahn erbauen wollten, weder technisch noch wirtschaftlich noch personell dieser Aufgabe gewachsen waren. Das Herzogtum sah sich deshalb gezwungen, Bahnbau und Betrieb in eigene Regie zu übernehmen. Moritz Hilf wurde als Oberingenieur eingesetzt und realisierte in Rekordzeit die beiden Bahnprojekte.

Und während die zwei Tunnel der Rheinbahn prachtvolle Portale erhielten, um die Konkurrenz auf der linken Rheinseite auszustechen, wählten Hilf und sein Architekt Heinrich Velde (Diez) für die Stationsgebäude ausgesprochen schlichte Formen, die, so Landeskonservator Prof. Gottfried Kiesow, den bescheidenen Verhältnissen des Nassauer Landes angemessen waren. Schließlich umfasste die Lahnbahn 18 Tunnel und 9 Gitterbrücken über die Lahn. Hilf stand damit bei seinen Berufskollegen im In- und Ausland in hohem Ansehen. Ein Zeitgenosse stellte fest, mit der Lahnbahn sei ein Kunstwerk entstanden, „das auf viele Meilen in der Runde seines Gleichen suchte.“

Nach der Annexion Nassaus durch Preußen von 1866 behielt Hilf seine Führungsfunktion als Betriebsdirektor der bis 1880 bestehenden Königlich-Preußischen Eisenbahndirektion Wiesbaden bei. Danach übertrug man ihm die Leitung des Eisenbahnbetriebsamtes Wiesbaden.

Der Bau der Aartalbahn (Langenschwalbacher Bahn) gilt als sein Alterswerk. Diese so genannte Bäderbahn wurde am 15. November 1889 eröffnet. Die Lücke zwischen Zollhaus und Langenschwalbach wurde am 1. Juni 1894 geschlossen. Hilf, der auch für diesen Bauabschnitt Planungen erstellt hatte, war seit 1. April 1892 im Alter von 72 Jahren im Ruhestand.

Als er nach langer Krankheit verstarb, war die Trauer um seine Person echt. Walbrach schildert eindrucksvoll die Gastlichkeit des Hauses Hilf. Im Dienst war er äußerst umsichtig, korrekt, eifrig und hatte stets ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter. Er war ausgesprochen gesellig und genoss abendliche Diskussionsrunden bei einem Glas „Erbacher“. Als er einmal gefragt wurde, wie es denn um die Zusammenarbeit mit der linksrheinischen Konkurrenz stehe, schmunzelte er und reimte „mir fahr`n nach wie vor hier hiwwe - unn die beese Hesse driwwe“.

Bezeichnend ist auch die folgende Anekdote: Er habe Herzog Adolf davor gewarnt, den preußischen Vormarsch durch Sprengung des Loreley-Tunnels aufzuhalten, wie es die nassauischen Militärs gefordert hatten, denn dann gehe er, Moritz Hilf, außer Landes. Die Sprengung unterblieb.

Moritz Hilf wurde auf dem Alten Friedhof in Wiesbaden beigesetzt. Grab und Grabstein sind nicht erhalten. Die Landeshauptstadt Wiesbaden ehrte ihn durch Umbenennung der Industriestrasse in Dotzheim in Moritz-Hilf-Straße. Schon zum hundertjährigen Bestehen der „Langenschwalbacher Bahn“ hatte der Bahnhofsvorplatz den Namen Moritz-Hilf-Platz erhalten. Der Heimatverein Dotzheim erinnert auf einer Tafel am Bahnhof an das Wirken Hilfs.

Literatur