Sprungmarken

Route der Industriekultur

Zentral im Rhein-Main-Gebiet gelegen, am Fuß des Taunus und nur einen Katzensprung vom Rheingau entfernt, ist die traditionsreiche "Weltkurstadt" Wiesbaden heute zugleich Verwaltungszentrum, Dienstleistungsstadt und Industriestandort.

Noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war man bestrebt, die "Krone der Taunus-Heilorte" rauchfrei zu halten und die Ansiedlung von Industriebetrieben zu verhindern. So ist die Wiesbadener Kernstadt mit ihren ausgedehnten Villengebieten vor allem als beliebter Wohnort von Industriellen auch eine industriekulturelle Entdeckungsreise wert. Traditionsreiche Großbetriebe der chemischen und der Metallindustrie, der Zement- und Papierherstellung entstanden im 19. Jahrhundert in den südlich gelegenen Gemeinden an der Rheinfront zwischen Schierstein und Kostheim. Erst durch die Eingemeindung von Schierstein und Biebrich im Jahr 1926 wuchs Wiesbaden an den Rhein und zur Industriestadt heran. Auf Anordnung der amerikanischen Besatzungsmächte erfolgte am 10. August 1945 die Eingliederung der ehemaligen Mainzer Stadtteile Amöneburg, Kastel und Kostheim unter anderem mit Großbetrieben wie den Dyckerhoff-Zementwerken, den Chemischen Werken Kalle und Albert oder der Cellulose in Kostheim.

Auf den Spuren der Wiesbadener Industriekultur

Das industrielle Erbe der Stadt entlang des Rheinufers gilt es lebendig zu halten und der Bevölkerung ins Bewusstsein zu rufen - mit seiner beispiellosen Produktivität und den technischen Höchstleistungen, die hier zu Hause sind. Wiesbaden bleibt so in seinem Dreiklang erhalten: als attraktive Wohnstadt, als Dienstleistungsstadt und auch als Industriestandort. Vor diesem Hintergrund sollen in der hessischen Landeshauptstadt, die sich als eine der ersten Kommunen der Region der Initiative für die "Route der Industriekultur" angeschlossen hat, die Schätze ihrer Industriekultur systematisch ans Tageslicht gehoben werden. Die Route der Industriekultur Rhein-Main und die Fortsetzung des Regionalparks auf Wiesbadener Gebiet sollen im Dienste der hier arbeitenden und lebenden Menschen Räume - wie zum Beispiel das Salzbachtal - neu erschließen, städtebauliche Lücken schließen und Brücken bauen.

Wiesbaden und die Industrie, wie passt dies zusammen? Es geht und ist natürlich auch ein ganz wichtiger Teil der Geschichte und Gegenwart in der hessischen Landeshauptstadt. Die Wiesbadener Industriekultur - in den eingemeindeten Vororten, aber auch in der Innenstadt - war und ist vielfältig: Die chemische Industrie an der Rheinfront, metallverarbeitende Betriebe in dem ehemals beachtlichen und heute fast vergessenen industriellen Zentrum am Dotzheimer Bahnhof oder auch die Betriebe, die sich mit ihren Produkten rund um die Gesundheit gut in die Weltkurstadt einfügten, wie der große Fabrikant orthopädischer Apparate Rossel in der Mainzer Straße oder die Lyssia-Werke und selbstverständlich auch das Institut für künstliche Augen der Gebrüder Müller. Im Zusammenhang mit Wiesbadens Ruf als Stadt des Historismus und den prachtvollen Bauten der Gründerzeitära, ist sicher auch der Standort in der Wörthstraße 4 bis 6 zu sehen: Hier wurden in der "Thonwaaren und Fayencen"-Fabrik des Schweizers Jacob Höppli die Baukeramiken hergestellt, die eine Vielzahl der Wiesbadener Villen und Prachtbauten schmücken.

Jedoch der Begriff Industriekultur meint mehr als Fabrikgebäude und diverse Erzeugnisse hiesiger Produktionsstätten. Auch die Villen der Fabrikanten gehören dazu, Denkmäler von Firmengründern sowie Arbeitersiedlungen. Gemeint sind auch die technischen Denkmäler, wie etwa die Nerobergbahn, die ohne die industrielle Revolution sicher nicht seit mehr als elf Jahrzehnten Einheimische wie Gäste der Stadt auf bequeme und zugleich faszinierende Weise zum schönsten Aussichtspunkt der Stadt befördern würde.


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