exground filmfest 37
Das exground filmfest in Wiesbaden gehört zu Deutschlands wichtigsten Filmfestivals für internationale, unabhängige Produktionen und ist ein bedeutender Treffpunkt für Journalisten, Fachbesucher und Gäste aus der Filmbranche.
Viele (Debüt-)Filme von inzwischen weltweit renommierten Regisseuren hatten in Wiesbaden ihre Deutschland- oder Europa-Premiere. Um nur einige wenige aus den vergangenen Jahren zu nennen: "9 Souls" von Toshiaki Toyoda, "Gerry" von Gus Van Sant, "The three burials of Melquiades Estrada" von Tommy Lee Jones, "Nokan" von Yojiro Takita, "Somewhere tonight" von Michael Di Jiacomo, "Gantz 2" von Shinsuke Sato, "After Lucia" von Michel Franco und "Betlehem" von Yuval Adler.
Themenfokus Flucht und Vertreibung
Während das Festival mit seinem Länderfokus in den vergangenen Jahren den Blick verstärkt auf das unabhängige Filmschaffen in Staaten mit erstarkendem Rechtspopulismus und autoritären Strukturen richtete, so nimmt die 37. Ausgabe eine global gefasste Perspektive ein.
Der Themenschwerpunkt "Flucht und Vertreibung" zeigt engagierte, fiktionale wie dokumentarische Arbeiten des Weltkinos und setzt sich jenseits einfacher Antworten mit komplexen Ursachen und Folgen von Flucht auseinander: mit dem Klimawandel, Kriegen, Hunger, Menschenrechtsverletzungen, fehlender Rechtsstaatlichkeit, Verfolgung, neokolonialer Ausbeutung und wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit.
Neben der tatsächlichen Flucht und den Abschottungstendenzen leuchtet der Themenschwerpunkt die vielfältigen Fluchtursachen und mögliche Auswege aus. Stellvertretend dafür steht der Gewinner des Wettbewerbs 2023 beim Internationalen Filmfestival Rotterdam, die einfühlsame dokumentarische Studie "Le Spectre de Boko Haram" von Cyrielle Raingou, die sich mit den Lebenswirklichkeiten von Kindern in Nordkamerun, den Dynamiken von Verzweiflung und Hoffnung, der zerstörerischen Kraft des Terrorismus und dem emanzipatorischen Potenzial von Bildung befasst.
Zusätzlich zu solch engagierten Produktionen über Flucht beleuchtet exground filmfest auch das Ankommen und die oft verdrängte Geschichte der Migration. Im Essayfilm "Background" setzt Khaled Abdulwahed sein Leben in Leipzig in Bezug mit dem im Konfliktgebiet zurückgelassenen Vater und dessen damaligem Studium in Deutschland. Dabei nähert er sich über die Medien Film und Fotografie der eigenen Familiengeschichte ebenso behutsam an wie dem Verhältnis zwischen Syrien und der DDR.
Mit dem Programm aus Filmen und Gesprächen, Fotoausstellung, Videokunst, Lesung, Vorträgen und einer Podiumsdiskussion bietet das Festival 2024 den Rahmen für einen informierten und differenzierten Diskurs.
Auszug aus dem Veranstaltungskalender
exground 37: The Landscape And The Fury
Die bosnisch-kroatische Grenze um Velika Kladuša: Altes Kriegsgerät steht in den Wäldern, und auf dem Laub liegen aufgeweichte Passbilder geflüchteter Menschen. Auf ihrer strapaziösen Odyssee über die Balkanroute ziehen sie durch Landschaften, in denen Minenräumtrupps noch immer die gefährlichen Überreste der Kriege aus den 1990er-Jahren beseitigen. Damals zwang die Gewalt nach dem Zerfall Jugoslawiens hunderttausende Menschen zur Flucht. Heute treffen die aus Syrien, Afghanistan und anderen Konfliktregionen Aufgebrochenen auf ein europäisches Grenzregime, das die Schutzsuchenden entmenschlicht, misshandelt und zurückdrängt. In Nicole Vögeles langen Totalen bekommt die Landschaft den Rang einer Protagonistin, und die sich der Wirkung von Zeit sehr bewusste filmische Beobachtung schafft es, den Reflex des ethischen Abblendens in uns aufzubrechen.
Datum
Veranstaltungsort
Murnaustr. 6
65189 Wiesbaden
Tel: 0611 977080
Verkaufsstellen
Marktplatz 1
65183 Wiesbaden
Tel: 0611/1729-930
Fax: 0611/1729-797
E-Mail: t-infowicmde
http://www.wiesbaden.de/t-info
Öffnungszeiten:
Montags bis samstags von 10.30 bis 17.30 Uhr; sonntags geschlossen.